Hände hoch: Wie Selbstbeschreibungsfähigkeit geprüft werden kann

Selbstbeschreibungsfähigkeit ist einer der sieben Grundsätze der Dialoggestaltung (DIN 9241 10). Die Berücksichtigung des Grundsatzes im User-Interface-Design soll die intuitive Bedienbarkeit durch Benutzer fördern. Je besser sich also eine Dialogmaske selbst beschreibt, desto intuitiver erfolgt die Bedienung. Je intuitiver die Bedienung erfolgt, desto effizienter und effektiver kann der Benutzer sein Arbeitsziel erreichen.

Es stellt sich also die Frage: „Wann ist eine Dialogmaske selbstbeschreibend und wann ist sie es nicht?“ oder anders gesagt: „Wie prüfe ich Selbstbeschreibungsfähigkeit?“

Selbstbeschreibend oder nicht?

Allgemein gesagt, ist Selbstbeschreibungsfähigkeit dann erreicht, wenn der Benutzer
unmittelbar – also ohne Ausprobieren – erkennen kann,

  • welche Eingaben in welchem Format und in welcher Einheit erwartet werden
  • wie und in welcher Reihenfolge die Dialogelemente der Maske bedient werden können
  • welche Aktionen möglich sind, wie sie ausgelöst werden und wie der Dialog auf das Auslösen reagieren wird

Prüfung der Selbstbeschreibungsfähigkeit

Die Prüfung der Selbstbeschreibungsfähigkeit erfolgt in drei Schritten und für jede Dialogmaske einzeln.

1. Schritt: „Hände hoch“

Nehmen Sie die Hände von Maus und Tastatur. Betrachten Sie die zu prüfende Dialogmaske und beantworten Sie sich folgende Fragen (erweitern Sie den Fragenkatalog bei Bedarf):

  • Kann ich bei Eingabefeldern erkennen, was ich in welchem Format eingeben kann?
  • Kann ich erkennen wie lang die Eingabe maximal sein darf?
  • Ist erkennbar, was thematisch/logisch zusammengehört?
  • Was scheint das wichtigste zu sein? Ist das wichtigste oben links positioniert?
  • Ist erkennbar, was Pflichteingaben sind?
  • Welche Aktionen werden mir angeboten?
  • Welche Aktion wird eine Folgemaske oder Untermaske aufrufen?
  • Wird die Aktion die Maske schließen?
  • Wie kann ich die Maske schließen?
  • Wie kann ich auf der Maske navigieren? Sind Unterstriche für Alt+ Buchstabe vorhanden? Sind diese ggf. mehrfach vergeben?
  • Welche Reihenfolge bei der Navigation mit der Tabulator-Taste (TAB-Folge) ist zu erwarten?

Speziell bei Web-Sites ist zu prüfen:

  • Was ist ein Link?
  • Wo bin ich?
  • Wie navigiere ich woanders hin?
  • Wie navigiere ich innerhalb der Site? (Sprungmarken?)

Notieren Sie sich erkannte Fehler und Erwartungen an das Verhalten des Dialogs.

2. Schritt: Verifizierung

Sie können die Hände wieder runter nehmen. Prüfen Sie nun Ihre Erwartungen, indem Sie den Dialog bedienen. Notieren Sie sich zu jeder Erwartung, ob Sie erfüllt wurde. Wurde Sie nicht erfüllt, beschreiben Sie kurz die Abweichung.

3. Schritt: Ergebnis-Zusammenfassung

Fassen Sie alle gefundenen Fehler und nicht erfüllte Erwartungen tabellarisch zusammen. Bewährt hat sich der Aufbau:

Lfd. Nr. | Stichwort | Mangel (Beschreibung) | Verbesserungsvorschlag |

Sollten Sie die Prüfung nicht für sich, sondern für andere durchführen, dann fügen Sie doch einfach noch eine Spalte „Anmerkungen Entwicklung“ für die Entwicklungsabteilung an. Das macht den Programmierern das Leben leichter. Dort können diese vermerken wie sie mit den Fehlerpunkten umgehen wollen, sie können auf weitere Dokumente referenzieren oder Prioritäten zur Fehlerbehebung festlegen.