Reisen zu planen gehört zu den komplexeren Alltagshandlungen. Es geht dabei längst nicht nur um „Urlaub machen“, sondern um das temporäre Verlassen der gewohnten Umgebung – sei es zur Erholung, zur Weiterbildung oder aus beruflichen Gründen. Was früher mit einem Reiseführer begann, läuft heute zunehmend über dialogbasierte KI-Systeme. Und was gestern noch „Reisevorbereitung“ hieß, wird morgen zur fortlaufenden digitalen Begleitung – durch Systeme, die nicht nur Informationen bereitstellen, sondern Kontexte erfassen, Optionen verknüpfen und aktiv unterstützen.
Vom Impuls zur strukturierten Handlung
Ein Beispiel:
„Ich möchte ein ruhiges Wochenende verbringen – mit Wandermöglichkeiten, regionalem Essen, etwas Kultur – aber nicht zu weit weg.“
KI-Systeme übersetzen solche Absichten in konkrete, kombinierte Vorschläge: Anreise, Unterkunft, Veranstaltungen, Wetterdaten, Öffnungszeiten – inklusive Buchung.
Doch diese Qualität entsteht nicht durch KI allein, sondern durch das, was ihr zur Verfügung steht – insbesondere durch Erkenntnisse aus dem Usability Engineering. Entscheidend ist dabei das Wissen über reale Nutzungskontexte. Daraus lassen sich die User Needs (Erfordernisse) ableiten sowie die daraus resultierenden Nutzungsanforderungen – passend strukturiert entlang der jeweiligen Aufgabenlogik.
Wenn diese Anforderungen aus der Nutzerlogik heraus im System passend umgesetzt sind, kann die KI auf genau jene Informationen zugreifen, die in der konkreten Situation gebraucht werden – und diese mit tatsächlich verfügbaren Angeboten verknüpfen.
KI begleitet – nicht nur kognitiv, sondern praktisch
- Sie erinnern an Fristen und Verfügbarkeiten
- schlagen Alternativen vor, wenn sich Pläne ändern
- verknüpfen Angebote mit Umgebung, Zeitfenster und Präferenzen
- unterstützen beim Buchen, Anpassen, Nachjustieren – in Echtzeit
Das gilt nicht nur für private Reisen. Auch im beruflichen Kontext – etwa bei Kongressen, Seminaren oder mehrtägigen Kundenterminen – können KI-Systeme erheblich entlasten: vom Vorschlag des passenden Zuges zur Unterkunft in Laufweite bis hin zur Erinnerungsfunktion für den Restauranttermin mit Geschäftspartnern.
Human-AI-Teaming: Integration ist Teil der Unterstützung
Assistive Begleitung durch KI funktioniert nur dann, wenn sie im richtigen Moment und an der passenden Stelle verfügbar ist – etwa auf dem Smartphone, im Kalender oder direkt eingebunden in den digitalen Alltag.
Unterstützung entsteht nicht allein durch Technik, sondern durch gelungene Integration: Die Systeme müssen mit den relevanten Informationen verbunden sein – mit Reiseplänen, Tickets, Ortsdaten, Veranstaltungsinformationen, Öffnungszeiten und im besten Fall auch mit individuellen Präferenzen oder Nutzungssituationen.
Nur wenn diese Kontexte zugänglich sind, wird aus punktueller Reaktion eine kontinuierliche Begleitung – und aus einem Suchwerkzeug ein echtes Assistenzsystem.
Was das für Gestaltung bedeutet
Damit KI-Systeme diese Rolle erfüllen können, braucht es menschenzentriertes Engineering und Design im besten Sinne:
- Kontextverständnis: durch systematische Analyse typischer Aufgaben, Situationen, Erwartungshaltungen – und deren Auslöser
- Passende Daten und Strukturen: die sich aus den Erfordernissen ableiten und so gestaltet sind, dass sie von Systemen sinnvoll verarbeitet werden können
- Einbettung in den Alltag: durch Integration in vorhandene Routinen, Werkzeuge und Plattformen, die im jeweiligen Nutzungskontext ohnehin verwendet werden
Fachleute im Bereich UX und Systemdesign sind hier besonders gefragt: Es geht nicht mehr nur um das Interface – sondern um die stimmige Verbindung von Kontext, Aufgabe, Datenstruktur und Systemreaktion.
Reisen als strukturierte Tätigkeiten – und was KI schon heute daraus macht
Reisen sind keine spontane Folge von Einzelentscheidungen, sondern strukturierte, vernetzte Tätigkeiten: Sie beginnen mit der Planung, werden vorbereitet, durchgeführt, anschließend reflektiert – und hinterlassen Spuren. Weitergegeben werden dabei nicht die Reisen selbst, sondern das, was daraus entsteht: dokumentierte Erlebnisse, Hinweise, digitale Artefakte – Inhalte, die anschlussfähig bleiben.
KI kann diesen gesamten Prozess im Rahmen eines Human-AI-Teamings begleiten – wenn die Systeme so gestaltet sind, dass sie aus der Aufgabenlogik der Nutzer heraus auf die relevanten Informationen zugreifen können. Das heißt: Daten und Strukturen müssen nicht nur vorhanden, sondern in ihrer Funktionalität anschlussfähig sein – für Planung, Anpassung, Dokumentation und Kontextverknüpfung.
Dass dieser Wandel bereits begonnen hat, zeigt sich konkret:
Mit der Einführung des „AI Mode“ bringt Google ein System an den Start, das nicht nur auf Fragen antwortet, sondern aktiv mitgestaltet, vordenkt, verbindet – und die begleitende Rolle digitaler Systeme sichtbar macht.
Verfügbarkeit schafft Relevanz.
Kontext schafft Orientierung.
Gestaltung schafft Vertrauen – mit einer menschlichen Hand, die steuert.