DHL-Packstationen per App – und die Usability-Lücke im Nutzungskontext

Wer beabsichtigt, seine Rücksendung per Packstation vorzunehmen, kann unangenehme Überraschungen erleben, wenn er den QR-Code der Retoure nur auf dem Handy gespeichert verfügbar hat. Soll die Rücksendung eines gekauften Artikels an den Anbieter zurückgeschickt werden, wird die Vorbereitung typisch Online erledigt – meistens sogar auf dem Handy. Dabei wird der Retouren-QR-Code oft einfach auf dem Handy gespeichert, anstatt ihn auszudrucken.

Ich selbst beobachtete an einer Packstation eine Frau, die vergeblich versuchte, den QR-Code auf ihrem Handy mittels des Scanners der Packstation an die Maschine zu kommunizieren, um ihre Rücksendung in die Packstation einlegen und versenden zu können. Auch die eigenen Versuche, den QR-Code vom Handy-Display über den Scanner der Maschine zu kommunizieren, verliefen ebenso erfolglos.

Um das Päckchen trotzdem noch zu verschicken, erfolgte eine Recherche nach der nächstgelegenen anderen Packstation und die Fahrt dorthin. Diese Packstation präsentierte sich mit einem neuen Erscheinungsbild: „Herzlich Willkommen an der Packstation! Hier können Sie über Ihr Smartphone gesteuert Pakete abholen und versenden. Scannen Sie diesen QR-Code und laden Sie die Post & DHL App herunter.“ Ein Scanner oder ähnliche Vorrichtungen, wie sie von anderen Packstationen bekannt sind, waren nicht vorhanden.

Der QR-Code an der Packstation wurde gescannt, die App heruntergeladen und installiert. Beim Öffnen der App wurde dann nach dem QR-Code der Versandmarke auf dem Paket gefragt. Da der jedoch nicht auf dem Paket oder in anderer Form verfügbar war, wurde im Dialog die dafür angebotene Option gewählt, was zu einem Eingabefeld führte. Dort sollte die Retouren-Nummer eingegeben werden. Leider befand sich unter dem QR-Code aber keine Retouren-Nummer.

Eingabe der Retouren-Nummer an der DHL-App

Hier stellt sich aus Usability-Sicht die Frage, wie die Nummer von einer Abbildung auf dem Handy aus dorthin übertragen werden soll, denn eine solche Nummer ist meist lang und müsste entweder auswendig gelernt oder ständig zwischen dem Eingabefeld und dem QR-Code hin- und hergesprungen werden. Dies bedeutet aus Nutzersicht erhöhten überflüssigen Aufwand, entweder kognitiv wegen des Auswendiglernens oder physisch wegen der mehrfachen Interaktionen am User Interface für die Wechsel zwischen Bild und Anwendungs-App. Die Möglichkeit im Kamera-Dialog zum Einscannen des QR-Codes gab es auch keine Möglichkeit das auf dem Handy vorhandene Bild zu übernehmen und an die App zu senden.

Da keine Retouren-Nummer vorhanden war und die App keine Möglichkeit bot, den QR-Code hochzuladen, musste auch diese Packstation wieder verlassen werden. Schließlich gelang es, das Päckchen an einer bekannten Packstation mit funktionierendem Scanner abzugeben, der die versteckten Informationen vom Handy-Display auslesen konnte.

Aus Usability-Sicht lässt sich feststellen, dass die Entwickler der App die typischen Nutzer ihrer Packstationen offensichtlich nicht ausreichend berücksichtigt haben. Denn viele Nutzer speichern ihren QR-Code auf dem Handy. Daher wäre es sinnvoll, eine effiziente und effektive Möglichkeit zu bieten, einen QR-Code direkt an die App zu übermitteln – z.B. auch durch das Hochladen des QR-Codes.