Die Wurzeln des Minimalismus im Webdesign

2. Juli 2015

Heutzutage sind viele populäre Design Trends im Netz, wie flaches Design oder große Hintergrundbilder, vom Minimalismus beeinflusst. Die Bewegung des Minimalismus im Web gibt es seit Anfang des 21. Jahrhunderts, wobei die Idee des Minimalismus schon viel früher entstand und von Bewegungen aus der Kunst und der Mensch-Computer Interaktion inspiriert ist.

Minimalismus soll dabei helfen, den Fokus auf die Vereinfachung von Benutzeraufgaben im Design zu legen. Jedoch kann eine Fehlinterpretation des Minimalismus auch dazu führen, dass das Web Design für den User noch komplexer wird. Dies geschieht besonders wenn der Minimalismus nur für das visuelle Design verwendet wird und wichtige Elemente versteckt oder rausgeschnitten werden, ohne dabei auf die Auswirkungen für den Nutzer zu achten.
Um wirklich mit Minimalismus im Design arbeiten zu können, sollten zuerst der Ursprung und die fundamentalen Eigenschaften verstanden werden.

Was ist ein „Minimalist Interface“ (minimialistisches ?)

Das Ziel von korrekt angewendetem minimalistischem Webdesign sollte eine direkte, einfache Art sein, den Inhalt und die Features zu präsentieren, mit so wenig Ablenkungen vom Hauptinhalt wie möglich. Oft müssen hierbei Inhalte, welche das primäre Ziel des Interfaces oder der User nicht unterstützen, entfernt werden.
Viele Strategien im minimalistischen Webdesign sind hierbei sehr stark umstritten, jedoch gibt es einige, auf welche sich viele Designer einigen können; dazu gehören flache Texturen, eine begrenzte Farbpalette und die Verwendung von negativem Raum.

Minimalismus wird populär

Um 1960

Bevor der Minimalismus ein Trend im Webdesign wurde, war es um 1960 herum eine Bewegung in der visuellen Kunst. Es war eine Reaktion auf die abstrakte Kunst, welche sehr chaotisch und farbenreich ist. Besonders Bauhaus hat mit seinem schlichten und funktionalen Design den Minimalismus beeinflusst. Die Idee hinter der minimalistischen Kunst kann mit einem Zitat vom Architekten Ludwig Mies van der Rohe „Weniger ist mehr“ sehr gut zusammengefasst werden.

1980-2000

Zum Ende des 20. Jahrhunderts hin wurden minimalistische Ansätze auch im Bereich der Mensch-Computer Interaktion verwendet. 1983 stellte Edward Tufte dann das Konzept des Daten-Tinten Verhältnisses vor. In Printmedien ist das Daten-Tintenverhältnis das Verhältnis zwischen der Tintenmenge, welche die Informationen vermittelt und der ganzen Tinte, welche verwendet wird um die Graphik zu drucken. Tufte wollte dieses Daten-Tinten Verhältnis maximieren indem er alle Elemente weg lassen wollte, welche keine neuen Informationen brachten.
Dieses Konzept kann aufs Web Interface übertragen werden, indem das Inhalts-Elemente Verhältnis für ein beliebiges Interface betrachtet wird. Das Ziel bleibt dasselbe: Ein höherer Anteil von bedeutungsvollen und wichtigen Elementen im Verhältnis zu allen Elementen im Interface.
1990 entwickelte John M. Carroll, ein Forscher aus dem Bereich Mensch-Computer Interaktion, eine Theorie zum Minimalismus in der technischen Kommunikation. Seiner Theorie nach sollte sich ein erfolgreiches Design durch schnelle und kürzere Aktionen auszeichnen. Das Endziel von Minimalismus sollte nicht sein alle Elemente auf Basisfunktionen zu halten, sondern vielmehr sollen Kürze und Einfachheit im Dienste der aufgabenorientierten Ergebnissen stehen.
1995 nahm Jakob Nielsen dann das minimalistische Design in seine 10 Usability Heuristiken auf und unterstützte dabei die Sicht von Tufte und Carroll, unwichtige Informationen auf dem Interface zu entfernen.

2000

Ab Mitte 2000 kam die minimalistische Kunstbewegung im Web Interface an: mehr negativer Raum, geringere Menge an Inhalt und eine eingeschränkte Farbpalette wurden immer beliebter. Besonders Google wird oft als Pionier für minimalistisches Web Interface angesehen, da Google auf Einfachheit und Kürze viel Wert legt. Auch in den letzten 15 Jahren hat sich das Design, trotz vieler neuer Funktionen, kaum verändert.
Obwohl es Google als einen frühen Trendsetter für minimalistisches Web Design gab, brauchte der Minimalismus einige Zeit um sich im Internet etablieren zu können. Anfang der 2000er Jahre war das Web noch sehr zugepflastert mit unnötigen und irrelevanten Elementen.
Langsam aber sicher konnte sich der Minimalismus besonders bei Web Designer, Graphik Designern, Künstlern, Photographen, Architekten und Entwicklern durchsetzen.

2010-2013

Das „Responsive Web Design“ 2010 legte die Grundlage dafür, dass ein minimalistisches Web Design mehr geschätzt und beachtet wird. Um das „Responsive Web Design“ auch wirklich effektiv nutzen zu können müssen Unternehmen sorgfältig ihre Inhalte priorisieren und auch auf unterschiedliche Geräte, wie ein Smartphone mit einem kleinerem Display, achten.
Durch die Umstellung auf ein minimalistischeres Designs von Microsoft in 2011 und Apple mit iOS 7 in 2013, änderte sich auch die Präferenz der Designer, welche nun zu dem minimalistischen Design tendieren.

2014-2015

Minimalistisches Design ist nun überall zu finden, auch wo es nicht immer erwartet wird, wie bei e-commerce Seiten, Online Publikationen und selbst Wissens- und Lernseiten übernehmen das minimalistische Konzept.
Auch viele Website Design und Hosting Services, wie Weebly oder Wix, bieten nun minimalistisches Design an.

Minimalismus: Gut für den User?

Auf der einen Seite argumentieren Befürworter damit, dass je weniger auf einer Website drauf ist, desto weniger müssten sich die Menschen damit auseinander setzen. Zudem kann Minimalismus eine positive Emotion in dem Benutzer auslösen. Besonders bei ästhetisch sehr ansprechenden Seiten seien die User eher dazu geneigt kleine Probleme mit der Usability zu verzeihen.
Jedoch muss ein Mittelmaß gefunden werden: Nicht zu wenig Elemente und Inhalte, da sich der User ansonsten nur schwer zurecht findet, aber auch nicht zu viel, da die Seite sonst zu aufgeblasen wirkt, was dem Nutzer auch nicht gefällt. Somit kann Minimalismus in Maßen ein wunderbares Werkzeug sein, um eine effiziente User Experience zu erzeugen. So lange wie das Hauptziel, dem User zu helfen seine Aufgaben zu erledigen, nicht aus den Augen verloren wird.

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