Für Benutzeranforderungen maßgeschneidert – Interview mit Christof Steuper über Rock-It-Mobile

1. Juli 2009

Das Handy – für die meisten Leute fester Bestandteil des Alltags und nicht mehr weg zu denken. Man mag sich kaum vorstellen, wie viele Kurznachrichten jeden Tag in Deutschland versendet werden und was für Kosten dabei entstehen. Besonders bei den Jungendlichen ist diese Art der Kommunikation sehr beliebt. Das mobile Gerät fungiert aber oft auch als Ersatz für das längst veraltete Adressbuch; Nummern sind häufig nur hier gespeichert. Doch was ist, wenn ich das Handy verliere? Die Firma Peakstone1 hat mit ihrem Tool Rock-It-Mobile Lösungen für diese und andere Probleme gefunden und dabei stets die Benutzerfreundlichkeit des Produktes in den Vordergrund gestellt. FIT für Usability hat einen der Geschäftsführer interviewt: Christof Steuper erklärt, was genau es mit Rock-It-Mobile auf sich hat.

FIT für Usability: Herr Steuper, Ihre Firma Peakstone1 hat mit Rock-It- Mobile eine IT-Plattform entwickelt, die „Networking“ über das Handy kostengünstig ermöglicht. Bemerkenswert ist, dass Rock-It- Mobile viele Benutzeranforderungen trifft, die mit bisherigen Community-Lösungen nicht erfüllt werden. Können Sie das Produkt Rock-It-Mobile ganz kurz beschreiben und uns sagen, wann und wie es zu der Idee kam?

Christof Steuper: Die Idee stammt aus lockeren Gesprächsrunden mit Freunden und Bekannten, am Anfang der Gründung der Peakstone1 GmbH. Ein Freund von uns meinte, seine Kinder würden unglaublich viel Geld mit SMS verzocken und er hätte gerne mehr Kontrolle über die Kosten. Außerdem hätte sein Sohn letztens sein Handy verloren und sich darüber beschwert hat, dass nun alle Kontakte, etc. verloren waren. Da haben wir uns überlegt, dass es ja ganz nett wäre, wenn man eine Plattform hätte, mit der man dieser übertriebenen Cash-Cow der Mobilfunkanbieter entgegenwirkt. Denn es ist nicht verständlich, warum für 160 Zeichen Text so viel Geld genommen wird. Wenn man das mal von der rein technischen Seite betrachtet; die Datenmenge, die bei einer SMS übertragen wird, ist minimal. Ich kann noch nicht mal „A“ sagen in einem Gespräch, da brauche ich mehr Speicherkapazität für als für einen SMS-Text. Und aus diesen Gedanken, also vor allem der Kosteneffizienz und dass das, was ich mobil mache nicht verloren gehen soll, wenn ich zum Bespiel mein mobiles Endgerät verliere, und schließlich auch der Gedanke hinsichtlich des Benutzungskontextes, haben wir uns überlegt ein Produkt zu bauen, was diese ganzen Aspekte miteinander verbindet, also eine all-in-one-Lösung.

FIT für Usability: Bei der Entwicklung von Rock-It-Mobile haben Sie bewusst Anforderungen des Nutzungskontextes gemäß der Usability-Norm ISO 9241-11 beachtet, also zum Beispiel Benutzeranforderungen und technische Anforderungen, die herausgearbeitet wurden. Wie haben Sie das genau gemacht und welche Anforderungen waren das genau?

Christof Steuper: Die zugrunde liegende Idee war ja auch, dass man mit der Nutzung der Mobile devices oder Mobiltelefone, die zu dem Zeitpunkt auf dem Markt waren, sehr unzufrieden war. Wir haben versucht das, was der Benutzer eigentlich will, umzusetzen. Die Plattform ist ja recht flippig gestaltet, also eher für jüngere Leute gedacht war und darauf zielt auch die Kosten-Nutzen-Effizienz. Wir haben uns das alles angesehen und dann Nutzer mit einem Fragebogen und auch auf einer Website befragt. Die Zielgruppe war natürlich sehr eingeschränkt, das muss man zugeben. Sie beschränkte sich auf das Umfeld unserer Entwicklungsidee: Freunde, Kinder der Freunde, Neffen, Cousinen und so weiter. Alle, die eine gewisse Affinität zu mobilen Produkten haben, dem Community Gedanken und die, die natürlich kommunikativ sein wollen.

FIT für Usability: Abgesehen von der Kosten-Frage, welche Aspekte waren den Nutzern denn noch wichtig?

Christof Steuper: Ganz wichtig war den jungen Leuten vor allem, dass sie sich mit Freunden unterhalten, also chatten oder texten können. Dazu kam raus, dass diese 160 Zeichen Text eigentlich zu kurz sind. Und dass dies –wie Sie sagten – natürlich auch zu teuer ist. Dass, wenn das mobile Endgerät mal verloren geht, nicht alle Kontakte verloren gehen, war ja auch wichtig. Deswegen haben wir gesagt, wir wollen eine konvergente Applikation, also dass, das, was ich auf den mobilen Endgerät mache, gleichzeitig im Netz widergespiegelt wird. Ein ganz wichtiger Punkt war für die Eltern (später aber auch für die Kinder und Jugendlichen) eine gewisse Anonymität. Das heißt, dass ich nicht jedem meine Mobilfunknummer mitgeben muss. Bei uns, in diesem Community-Umfeld, wird mit Nicknames gearbeitet, das heißt, wenn der Benutzer nicht will, gibt er nur seinen Nickname preis und die Informationen wie Name, Nachname, Straße, Geburtsdatum und so weiter müssen nicht weitergegeben werden.

FIT für Usability: Der Fokus bei den Befragungen wurde also fast ausschließlich auf jüngere Leute gerichtet?

Christof Steuper: Bei der damaligen Entwicklung haben wir das ganz klar gezielt auf jüngere Leute gerichtet. Wir haben ein bisschen zu spät erkannt – erst als die Entwicklung fast fertig gestellt war – dass natürlich die Kommunikationsmöglichkeit, die wir da geschaffen haben, auch ideal für eine Firmenanwendung wäre. Wir sind aber momentan noch auf dem Stand, dass wir da noch keine Anpassung durchgeführt haben. Das wäre so ein Punkt für die Zukunft, dass man sagt, man würde da noch eine Anpassung machen.

FIT für Usability: Was dann auch beinhalten würde, das junge Design etwas anzupassen?

Christof Steuper: Genau. Da müsste man dann natürlich die Oberfläche anpassen. Und auch noch mal in ein Unternehmen rein gehen und gucken, was da genau gefragt ist, um den Usability-Gedanken nicht aus den Augen zu verlieren, weil da werden mit Sicherheit auch andere Nutzungsanforderungen im Vordergrund stehen, die müsste man dann wieder neu aufnehmen. Das schöne ist natürlich, dass die Technik schon da ist. Die müssten wir nicht noch einmal neu bauen, sondern wir müssten den Bedienhintergrund einfach neu anpassen.

FIT für Usability: Ich kann mir noch nicht genau vorstellen, wie Rock-It-Mobile auf meinem Handy funktioniert. Ist das einfach eine Software, die man auf das Handy spielt? Oder wie genau ist das?

Christof Steuper: Da muss ich ein bisschen technischer werden. Das ist eine Software, eine Java-Applikation. Damit haben wir dann auch eine Einschränkung auf welchen Endgeräten Rock-It-Mobile läuft. Es muss ein Endgerät sein, was Java-fähig ist. Man kann dazu aber sagen, dass die heutigen, also 2008er/ 2009er mobilen Endgeräte die man kaufen kann, alle Java-fähig sind. Wir haben die Applikation so gebaut, dass sie auf jedem Endgerät läuft, sei es Motorola, Siemens, eben alles, was da ist. Wir haben auch versucht, die Installation dieser Applikation so einfach wie möglich zu gestalten. Das heißt, man bekommt eine SMS mit den Installationshinweisen, wobei dann automatisch dieser Client mit runter geladen wird. Man kann ihn natürlich auch vom PC übertragen; mit einer USB-Schnittstelle des Handys oder einer Bluetooth-Schnittstelle. Technisch betrachtet läuft alles über die Datenschnittstelle des Mobilfunkanbieters. Das heißt, wir benutzen nicht die Funktionen von SMS oder MMS, wofür der Mobilfunkanbieter ja sehr viel Geld nimmt, sondern wir benutzen einfach den GPRS-Datenkanal, haben im Hintergrund einen Server und schicken die Daten ganz normal als Flat-Daten auf unseren Server und verteilen sie dann weiter.

FIT für Usability: Rock-It-Mobile bietet die Funktionen Rock.SMS und Rock.Text. Was genau ist das und worin liegt der Unterschied?

Christof Steuper: Der Unterschied zwischen Rock.SMS und Rock.Text liegt darin, dass bei uns in der Rock-It-Mobile-Community innerhalb der Community keine Kosten anfallen. Ich kann also einen Rock.Text, bis zu 1000 Zeichen lang, an die Community Mitglieder schicken, ohne dass weitere Kosten anfallen. Wir nutzen den eh zur Verfügung stehenden Datenkanal und übertragen das darüber. Genauso bei einem Foto, auch da fallen keine weiteren Kosten an, wenn man sich innerhalb der Community bewegt. Für die Community an sich, nehmen wir im Moment auch keine Kosten. Der Unterschied zu Rock.SMS ist, dass man ja auch irgendwo eine Möglichkeit anbieten muss aus der Community heraus zu kommunizieren. Da haben wir die Möglichkeit normale SMS oder MMS zu verschicken. Dann aber dementsprechend zu den Kosten, die der Mobilfunkanbieter dem Nutzer in Rechnung stellt.

FIT für Usability: Rock.Text schreibt man aber trotzdem einfach wie eine SMS?

Christof Steuper: Das schreibt man genau wie eine SMS. Im mobilen Endgerät sieht es auch aus als hätte man das Fenster für eine SMS auf, man ist in diesem Java-Client, sucht sich einen Nickname oder eine Telefonnummer raus und schreibt dann ganz normal einen Text über die Handy-Tastatur, die kommt dann bei dem anderen auch entsprechend so an , wie eine ganz normale Text-Nachricht. Wird allerdings in dieser Applikation, und nicht als SMS, angezeigt. Dafür haben wir eben den Vorteil, dass wir keine Kosten produzieren.

FIT für Usability: Funktioniert Rock-It-Mobile denn mit jedem Mobilfunkanbieter?

Christof Steuper: Ja, genau. Es geht mit jedem Endgerät und mit jedem Mobilfunkanbieter.

FIT für Usability: Rock-It-Mobile bietet ja zusätzlich die Funktion Rock-Babel. Können Sie vielleicht kurz etwas dazu sagen?

Christof Steuper: Das entstand zunächst aus einer Spaßlaune heraus. Wir wollten einfach ein paar „Goodies“ liefern, die uns von anderen unterscheiden. Unter anderem entstand dann diese Babel-Funktion. Abgeleitet vom Turmbau zu Babel. Wir haben eine Funktion integriert, mit der ich automatisch im Hintergrund Texte übersetzen kann. Das heißt, ich schreibe in Deutsch und schicke den Text einer französischen Freundin und eine Übersetzungsmaschine übersetzt das automatisch im Hintergrund auf Französisch. Die Technik ist State of the Art, also die gleiche, die zum Beispiel auch Google Translate benutzt. Was dabei rauskommt ist natürlich immer noch für ein Schmunzeln gut, da muss man ganz ehrlich sein, aber so als „Goodie“, mal so als Scherz, ist es schon ganz witzig. Oder wenn ich jetzt irgendwo rumstehe und ich der Sprache nicht mächtig bin, kann ich mir auch selber was schicken und das übersetzen lassen und demjenigen dann vorhalten.

FIT für Usability: Sie haben bereits mehrmals angesprochen, dass Rock-It-Mobile sehr kosteneffizient ist. Können Sie noch mal kurz genau was zu den Kosten sagen?

Christof Steuper: Unsere Plattform ist kostenlos. Die Kosten die anfallen, da wir ja schon einen Dienst nutzen, der vom Mobilfunkanbieter geboten wird, wir also dessen Infrastruktur nutzen, beziehen sich also auf den Datenkanal der Mobilfunkbetreiber. Jetzt ist es aber so, dass immer mehr Daten-Flatrates angeboten werden. Wenn man Rock-It-Mobile nutzen will, wäre es sinnvoll, sich solch eine Flatrate für Daten zu besorgen. Wenn man diese nicht hat und Rock-It-Mobile benutzt, wird man sich bei den Kosten im Rahmen einer normalen SMS oder MMS bewegen. Wir können aber Rock.Text bis zu 1000 Zeichen lang machen. Das heißt, die Kosten sind nicht geringer, mir stehen aber für das gleiche Geld wesentlich mehr Zeichen zur Verfügung. Wenn man eine Daten-Flatrate hat, dann entstehen keine weiteren Kosten. Eine weitere Möglichkeit ist, sich zum Beispiel für fünf Euro im Monat eine 100 Megabyte Datenvolumina, die ich durch das reine Versenden von Texten definitiv nicht ausnutzen werde, zu zulegen.

FIT für Usability: Wenn jemand Interesse an Rock-It- Mobile hat. Wie funktioniert das? Was muss ich machen?

Christof Steuper: Wir haben eine Website, die auch für Einsteiger gedacht ist. Es gibt eine ganz einfache Einleitung. Man meldet sich einfach als Benutzer an und gibt einige Grunddaten an. Wir schicken schließlich eine SMS auf sein Handy und testen die Kompatibilität des mobilen Endgerätes mit dem Service, den wir anbieten. Wenn das alles funktioniert schicken wir eine Konfigurations-SMS, dass der Zugang eingerichtet wird und wir den GPRS Datenkanal nutzen können, und dann kann man sich entweder mit dem Handy direkt die Software runterladen oder man kann die Software auf dem PC runterladen und dann auf das Handy übertragen. Und dann wäre der Zugang bereits fertig eingerichtet.

Fit für Usability: Gibt es denn eine Kündigungsfrist oder kann ich einfach spontan sagen, dass ich jetzt kein Interesse mehr habe Rock-It-Mobile zu nutzen?

Christof Steuper: Wir haben keine Kündigungsfrist, man kann das Ganze direkt wieder beenden, da wir ja gar keine Verträge abschließen und keine Gebühren nehmen.

FIT für Usability: Was ist denn mit Rock-It-Mobile für die Zukunft geplant?

Christof Steuper: Einige Ideen sollen weiter entwickelt werden. Zum Beispiel so etwas wie die Ãœbersetzungsfunktion. Die automatischen Ãœbersetzer im Hintergrund werden immer besser. Außerdem arbeiten wir an einer Funktion die erlaubt, dass man SMS oder Texte gar nicht mehr tippen muss, sondern, dass man sie ins Handy spricht. Auch eine sprachgesteuerte Ãœbersetzung in andere Sprachen sollte möglich sein. Das wären so einige Schritte, die wir noch realisieren wollen. Dann – da hatten wir ja eben schon mal kurz darüber gesprochen – wollen wir das Ganze noch für ein Business-Umfeld zugänglich machen.

FIT für Usability: Vielen Dank für das Interview, Herr Steuper!

Christof Steuper: Ich habe mich sehr gefreut, zu diesem Gespräch eingeladen geworden zu sein. Vielen Dank!

Das Interview führte Lisa Hoffmann.

Chris Steuper
Chris Steuper

Christof Steuper hat an der FH in Mannheim Informatik mit der spezifischen Fachrichtung technische Informatik studiert. 1993 machte er sich selbstständig und arbeitet seitdem als Freiberufler hauptsächlich im Umfeld der öffentlichen Verwaltung. 2006 gründete er zusammen mit Frank Radeck die Peakstone1 GmbH, mit dem Ziel Applikationen aus dem Umfeld des mobilen Benutzers zusammenzuführen und Dienstleistungen zu entwickeln, die Produkte effizienter und zufriedenstellender machen.
Privat arbeitet Christof Steuper als Fluglehrer.

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