Die Arbeitsmarktchancen des Tablet-PCs

Selbst im Bundestag geht es nicht mehr ohne. Wie die Presse berichtete, war Jimmy Schulz der erste Bundestagsabgeordnete, der seine Rede von einem iPad abgelesen hat. Heute besitzt jeder zweite Abgeordnete einen Tablet-PC. Die Geräte erobern den Arbeitsplatz, doch sind sie im beruflichen Bereich auch gebrauchstauglich? Michael Bretschneider-Hagemes vom Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) hat Tablet-PCs im Arbeitsleben unter die Lupe genommen und ihre Vor- und Nachteile herausgestellt.

Tablet-PCs sind flache Computer in der Größe eines Buches, die weder eine Maus noch eine Tastatur haben. Bedienen lassen sich die Geräte mit dem Finger oder einem Stift über den Touchscreen.
Eingesetzt werden Tablet-PCs beispielsweise im Kfz-Bereich zur Erstellung von Reparaturlisten bei der Schadensbegutachtung.

Die Vorteile

Die Geräte überzeugen zunächst durch die hohe Mobilität, denn sie sind ca. 500g leicht, somit auch einfach zu transportieren und sehr platzsparend. Zudem zeichnen sich Tablet-PCs durch ihre langen Akkulaufzeiten aus.

Die Nachteile

Unzweckmäßig ist das Gerät, wenn eine große Menge an Text gelesen oder geschrieben werden muss, hier sind Notebooks von Vorteil. Beim Lesen hält man nämlich den Tablet-PC mit der Hand ähnlich wie ein Blatt Papier und trotz des geringen Gewichts muss der Haltearm nach 20 Minuten eine Pause einlegen. Hält man das Gerät, wachsen sowohl auf die Hand als auch auf den Arm der Hebel und die Belastung. Zusätzlich muss die Haltehand die Belastung aushalten, die entsteht, wenn mit der anderen Hand auf dem Display getippt wird.
Legt man den Tablet-PC flach auf den Tisch, dann ist man gezwungen, eine auf die Dauer unangenehme Körperhaltung einzunehmen, da man sich stark vorbeugen muss, um etwas lesen zu können.
Somit sind die Geräte nicht geeignet, um damit eine längere Zeit am Stück zu arbeiten.
Hinzu kommen die Reflexionen auf dem Bildschirm, die ein ergonomisches Problem darstellen, da die Augen bei längerer Nutzung ermüden.
Einen weiteren Problembereich stellt die Tastatur dar, die auf dem Display eingeblendet wird. Sind die Abstände zwischen einzelnen Tasten zu gering, besteht das „Fat-Finger-Problem“. Der Nutzer trifft beim Tippen mit dem Finger mehrere Tasten oder die falsche Taste wird ausgelöst. Die Nutzung eines Computerstiftes (Stylus) anstatt der Finger ist nicht immer möglich, da einige Displays die Stifte nicht problemlos erkennen.
Einen weiteren wunden Punkt bietet die Software, da hier Kompatibilitätsprobleme auftreten können, wenn Datenaustausch über verschiedene Programme stattfindet. Aufgrund der vorliegenden Nachteile rät der Experte vom Einsatz der Consumer-Tablet-PCs, so werden die Geräte für den Endverbraucher genannt, am Arbeitsplatz ab.

Die Empfehlungen

Es gibt Tablet-PCs, die speziell für die Berufswelt entwickelt wurden, jedoch eher für den zeitlich begrenzten Gebrauch wie z.B. für das Verfassen kurzer Berichte.
Sinnvoll ist der Einsatz beispielsweise auf der Baustelle, wenn der Architekt seinem Kunden Fotos zeigen möchte. Die Geräte sollten besser mit matten, entspiegelten Displays ausgestattet sein, auch wenn nicht entspiegelte Geräte kostengünstiger sind.
Michael Bretschneider-Hagemes, der Experte für IT-gestützte mobile Arbeit, empfiehlt Betrieben, die Tablet-PCs bei der Arbeit einsetzen möchten, erst einige wenige Tablet-PCs anzuschaffen und in der eigentlichen Arbeitsumgebung zu testen, um so die Bedürfnisse der tatsächlichen Nutzer gründlich zu erfassen.

Quelle: Interview „Licht und Schatten“