Pen & Paper Hackathon

2. Dezember 2019

Fragen Sie sich auch manchmal, was es nicht alles an verrĂĽckten Konferenzformaten (oder auch „Unkonferenzen“) gibt und dass Sie nicht so langsam die gesamte Bandbreite des Tagungsdesigns 2.0. kennen mĂĽssten – CafĂ©s, Camps oder Jams… Oder wie in unserem Fall ein Hackathon.
Neulich – am 20./21. September 2018 – war ich nämlich zum ersten Mal mit einer meiner Kolleginnen auf einem Pen & Paper Hackathon. Dieser fand unter der Headline „Smart City Challenge“ statt und wurde ausgerichtet vom Digital Innovation Hub Düsseldorf.

Ihnen ist nicht auf Anhieb sonnenklar was ein Hackathon ist – oder Sie zwar wissen was ein Hackathon ist aber sich fragen was das mit Pen & Paper zu tun hat, denn wo bleibt der Spaß wenn nicht etwas „entwickelt“ wird? – Keine Sorge, ich werde es kurz erläutern.

Ich weiß nicht wie sportlich Sie sind und möchte Ihnen auch gar nicht zu nahetreten. Aber mein Plan ist es vor meinem 30. Lebensjahr zumindest einen Halbmarathon gelaufen zu sein. Gemäß meinem Projektmanagementhandbuch (auch Dr. Google genannt) ist dieses Ziel SMART. Warum ich nun von Sport fasele und irgendwelche schlauen Zieldefinitionen aus der Schublade krame?

Ganz einfach: das Wörtchen „Hackathon“ stammt von dem Wörtchen „Marathon“ ab. Und das Präfix „Hacka“ im besagten Wort – na wer möchte es erraten? – Ja genau, es steht tatsächlich fĂĽr den „Hacker“. Ein Hacker – ziehen wir das Gabler Wirtschaftslexikon zu Rate – ist ein talentierter, passionierter Programmierer (falls Sie mich kennen wĂĽrden, wĂĽrden Sie sich fragen, was zum Teufel ich dann da zu suchen hatte – Kaffee trinken?). Aber lassen Sie mich die Definition noch ein StĂĽckchen weiter zitieren, so ist ein Hack nämlich eine „verblĂĽffend einfache, (manchmal) elegante Lösung eines nicht trivialen Problems“. Ha, und das kann ich! Denn bei der Veranstaltung handelte es sich nicht um einen „normalen“ Hackathon bei dem wild hin- und hergecodet wird (in meinem Kopf sitzen bei einem solchen Event schwarz gekleidete Gestalten in einer dunklen Garage und das einzige was zu hören ist, ist das hämmernde Geräusch von leidenden Tastaturen – Klischeeende, Ironie aus – entschuldigt bitte liebe ArbeitskollegInnen und LeserInnen) sondern es sollte eine kreative, innovative Idee fĂĽr eine bestimmte „Challenge“ entwickelt und ein Konzept ausgearbeitet werden und zwar – hier besteht der Unterschied – mit Hilfe der gängigen Mittel: Stift und Papier.
Und ich möchte nicht überheblich klingeln, aber mit Stift und Papier kann ich umgehen.

Bei dem Konzept des Pen & Paper Hackathon geht es demnach vielmehr um die Ideengenerierung, das „über den Tellerrand“ Hinausschauen und das gedankliche Austüfteln kluger Lösungen. In dem zeitlichen Rahmen, der durch die Veranstaltung gegeben ist, sollte somit zu einem bestimmten Problem eine Lösung kreiert und darüber hinaus ein Business-Modell aufgestellt werden.

Um das Ganze noch ein wenig greifbarer zu machen, folgt eine kurze Skizzierung des Ablaufes der besagten Veranstaltung. Zu Beginn gab es eine Praxiskonferenz zum Thema „Smart City“ bei der verschiedene Vortragende ihre Visionen, Ideen und Konzepte vorstellten. Anschließend wurden die Challenges preisgegeben. So sollte zum Beispiel das Bürger-Rathaus Essen innovativer gestaltet werden, die Stadtwerke Düsseldorf wollte einen modernen und allumfassenden, kundennahen Servicepoint designen und die SAP gegen spontan eintretende Umweltkatastrophen eine Lösung entwickeln.

Ab 14 Uhr startete nun der Pen & Paper Hackathon bei dem sich die Gruppen je nach Interessenslage selbst zusammengefunden haben. Und nach einer kurzen Grounding-Phase wurde direkt los gebrainstormed und fleißig Post-It Zettelchen geschrieben. Wir als FIT-Mitarbeiterinnen konnten direkt unsere Kompetenz in die Workshop-Gestaltung und Teamarbeit einfließen lassen und haben verschiedene Kreativitätsmethoden ausprobiert, um für unsere auserwählte Challenge im Team eine Lösung zu finden. Bis 21 Uhr saßen wir zusammen und haben unser Bestes gegeben.

Am nächsten Tag erfolgte die Siegerehrung und das Event klang mit einem netten zwanglosen Networking-Mittagessen aus. An dieser Stelle noch einmal Gratulation an alle Gewinner, denn vor allem die Erstplatzierten haben einen großartigen „Hack“ geschaffen. Weitere Informationen über die Preise, die Gewinner oder den Ablauf können auf der Seite des digihubs aufgefunden werden.

Betrachtet man nun im Nachgang die vorgestellten Ergebnisse der einzelnen Gruppen, zeigt sich, dass je präzisier die Challenge bereits von den Challenge-GeberInnen formuliert wurde, desto eher konnte das Team innerhalb der kurzen Zeit des Hackathon eine konkrete Lösung ausarbeiten und präsentieren. Wurden die Zielgruppen bereits identifiziert oder konnte es im Laufe des Hackathon geschehen, so waren die Gruppen fähig eine maßgeschneiderte Lösung zu entwickeln. Blieben jedoch der oder die EndnutzerInnen unklar oder der Scope war zu weit gesteckt, so zeigte sich, dass sich die vorgestellten Lösungsideen in einem unreiferen Stadium befanden. Die Krux bei der Formulierung einer Challenge ist, dass genügend Platz für eine innovative Lösungserarbeitung bleibt und dem Team nicht zu viel Spielraum genommen wird, aber die Gruppe dennoch die gestellte Challenge innerhalb der gegebenen Zeit meistern kann und nicht das Wesentliche aus den Augen verliert. Ähnlich einer Zieldefinition sollte demnach auch eine Challenge gewissen Anforderungen gerecht werden.
Dieser Teil sollte niemals unterschätzt werden, denn nur wenn die Challenge so ausgearbeitet und formuliert ist, dass sie eine perfekte Balance zwischen Konkretheit und Offenheit aufweist, ist ein solides Fundament für die nachfolgenden Schritte gegeben.

Falls Sie nun noch wissen möchten, was für Menschen Sie an einer solchen Veranstaltung antreffen werden – kann ich Ihnen nur raten sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Denn mein Eindruck war, dass ein ganz bunt gemischtes Potpourri an Personen vor Ort ist, sodass man bei jeder neu angefangenen Unterhaltung wieder aufs Neue erstaunt war, wen man dort alles kennenlernen kann.

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