Stimmzettel und Wahlurne haben ausgedient – Electronic Voting auch in Deutschland?

16. Dezember 2005

Nach den Ergebnissen der letzten Frage des Monats stehen viele Wähler dem Thema elektronisches Wählen grundsätzlich positiv gegenüber. Die Umfrageteilnehmer sehen im eVoting viele Vorteile, aber auch erhebliche Risiken. Insbesondere wünschen sich viele Personen ein hohes Maß an Sicherheit beim Wahlvorgang selbst und bei der Verarbeitung der erhobenen Daten. Bevor ein solches System in Deutschland eingeführt werden kann, müssen für diese Fragen angemessene Lösungen entwickelt werden.

Electronic Voting: Ja, aber…

Grundsätzlich stehen die Teilnehmer der letzten Frage des Monats dem elektronischen Wählen eher positiv gegenüber. Fast drei Viertel der befragten Personen sind dafür, dass elektronisches Wählen auch in Deutschland eingeführt wird.

Jeder vierte Teilnehmer hat bereits praktische Erfahrungen mit elektronischem Wählen gemacht. Diese Erfahrungen sind insgesamt recht positiv. Allerdings nennen auch gerade die „erfahrenen eVoter“ unter den Umfrageteilnehmern viele verschiedene Risiken und plädieren sehr dafür, ein solches System nicht übereilt einzuführen. „Ein solches System sollte erst komplett durchgetestet sein, bevor es auf den Markt kommt. Ansonsten könnte bei Fehlern viel Vertrauen verloren gehen!“, so ein Teilnehmer der Umfrage.

Viele Vorteile – noch mehr Nachteile

Die allermeisten Personen sehen im eVoting generell viele Vorteile und Chancen. Insbesondere eine mögliche „Kostenersparnis“ wird dabei sehr häufig genannt. Aber auch eine „leichtere Auswertung“ und damit ein „schnelleres Wahlergebnis“ sprechen nach Meinung von Teilnehmern für das elektronische Wählen. Nur von sehr wenigen Personen wird hingegen die Möglichkeit einer „größeren Selbstbestimmung“ beim Wählen in den Vordergrund gestellt. Für die meisten Teilnehmer scheint es beim Wählen nicht von entscheidender Wichtigkeit zu sein, dass sie Ort und Zeit individuell festlegen können.

Noch mehr Teilnehmer – fast 96 % – sehen aber auch erhebliche Nachteile des elektronischen Wählens gegenüber dem herkömmlichen Stimmzettel. Insgesamt werden von den Befragten ungefähr ein Drittel mehr Nachteile als Vorteile benannt. An erster Stelle steht dabei „mangelndes Vertrauen“, dicht gefolgt von der Befürchtung, dass es keine spätere „Kontrollmöglichkeit“ für ein Ergebnis gibt. Des Weiteren werden von Teilnehmern der Umfrage auch Gründe wie „technische Pannen“, „fehlende Sicherheit“ sowie die unterschiedliche „Vorerfahrung“ der Wähler mit technischen Systemen benannt. Eine befragte Person brachte mit ihrem Kommentar klar auf den Punkt, dass ihrer Meinung nach bereits „ein einziger (der genannten Gründe) genügt hätte“, damit ein elektronisches Wahlsystem für die Praxis untauglich ist.

Praktische Umsetzung unklar

Bei der Frage, wo eine elektronische Stimmabgabe stattfinden sollte, sind die Befragten Personen recht unterschiedlicher Ansicht. Etwa ein Viertel der Personen möchte gerne „zu Hause“ ihre Stimme abgeben. Die übrigen drei Viertel verteilen sich etwa gleichmäßig auf „im Wahllokal“ und „ortsunabhängig“. Aus diesem Antwortmuster lässt sich keine eindeutige Präferenz der befragte Wähler für einen Ort ableiten.

Ãœber die Hälfte der Befragten hält einen „Wahlautomaten“ für ein geeignetes Medium der Stimmabgabe. Allerdings gehen die Vorstellungen teilweise weit auseinander, wie ein solcher „Wahlautomat“ aussieht. Diese reichen von einem „großen Terminal“ bis hin zu einem „kleinen tragbaren Gerät“, dass von zu Hause aus benutzt werden kann.
Immerhin noch gut ein Viertel der Umfrageteilnehmer kann sich daneben auch vorstellen über das Internet zu wählen. Alle anderen angebotenen Möglichkeiten erscheinen jeweils nur wenigen Personen geeignet.

Die Frage nach geeigneten Interaktionsformen für das elektronische Wählen brachte keinen eindeutigen Sieger hervor. In der Wählergunst relativ gleich auf sind „Tastatur“, „Mouse“ und „Touchscreen“ mit bis zu 30 % der Stimmen. Einen „digitalen Stift“ können sich knapp zehn Prozent als Interaktionsform vorstellen.

Sicherheit rundum

In den allermeisten Kommentaren und Ideen der Umfrageteilnehmer zum elektronischen Wählen ist ein ganz bestimmtes Thema vorherrschend: Die Sicherheit.
Konkret geht es vielen Personen darum, dass das Wahlsystem vor allem dahingehend optimiert werden sollte, dass es nicht „anfällig für Manipulationen“ ist und „von außen“ überwacht werden kann. Gleichzeitig wird eine „ausgedehnte Testphase“ gefordert, damit die Gefahr von System- und Technikfehlern und ein damit verbundener Datenverlust auf ein Minimum beschränkt wird.

Sicherheit wollen die befragten Wähler auch für den Akt des Wählens selbst. Der Wahlvorgang muss so einfach gestaltet sein, „dass alle Leute dieses System auch verstehen“. Dies könne auch über ein umfangreiches Hilfsangebot sichergestellt werden. Besonders wichtig ist einer ganzen Reihe von Personen eine Rückmeldung über den erfolgreichen Wahlvorgang. Sie möchten am liebsten einen Beleg „in der Hand halten“, damit sie sicher wissen, dass ihre Stimme wirklich gezählt worden ist.

Im Folgenden können Sie sich einen Überblick über die Beantwortung der einzelnen Fragen verschaffen:

Frage 1: Sollte elektronisches Wählen in Deutschland eingeführt werden?

Datenbasis (N) = 48
Ja = 35 (72,92 %)
Nein = 13 (27,08 %)

Frage 1

Frage 2: Haben Sie bereits Erfahrung mit elektronischem Wählen gemacht?

Datenbasis (N) = 48
Ja = 12 (25,00 %)
Nein = 36 (75,00 %)

Frage 2

Frage 3: Sehen Sie die Vorteile und Chancen von elektronischem Wählen gegenüber der herkömmlichen Stimmabgabe?

Datenbasis (N) = 48
Ja = 42 (87,50 %)
Nein = 6 (12,50 %)

Frage 3

Zusatz zu Frage 3: Wenn ja, welche?

(Mehrfachnennungen möglich)
Kostenersparnis = 39 (45,39 %)
leichtere Stimmauswertung = 25 (29,10 %)
schnellere Wahlergebnisse = 11 (12,80 %)
Erleichterung der Teilnahme = 4 (4,66 %)

ZusatzFrage 3

Vorteile, die zweimal oder einmal benannt wurden:
Steigerung der Wahlbeteiligung (2), Schutz vor Missbrauch/ Manipulation, ortsunabhängiges Wählen, Abschaffung Briefwahl, Reduzierung Personaleinsatz, Selbstbestimmung des Wählens in einem vorgegebenen Zeitraum

Frage 4: Sehen Sie die Nachteile und Risiken von elektronischem Wählen gegenüber der herkömmlichen Stimmabgabe?

Datenbasis (N) = 48
Ja = 46 (95,83 %)
Nein = 2 (4,17 %)

Frage 4

Zusatz zu Frage 4: Wenn ja, welche?

(Mehrfachnennungen möglich)
mangelndes Vertrauen der Wähler in das System = 40 (32,00 %)
keine spätere Kontrolle des Ergebnisses möglich = 36 (28,80 %)
technische Pannen = 17 (13,60 %)
fehlende Sicherheit/ fehlendes Wahlgeheimnis = 14 (11,20 %)
unterschiedliche Vorerfahrung im Umgang mit moderner Technik = 12 (9,60 %)

ZusatzFrage 4

Nachteile, die zweimal oder einmal benannt wurden:
Gefahr von Missbrauch/ Manipulation (2), Korruption des IT-Personals (2), fehlender Herdentrieb für die Teilnahme, Hackerangriffe

Frage 5a: Wo sollte die Stimmabgabe stattfinden?

Datenbasis (N) = 47
zu Hause = 12 (25,54 %)
im Wahllokal = 18 (38,29 %)
ortsunabhängig = 17 (36,17 %)

Frage 5a

Frage 5b: Welche Medien sind für eine elektronische Stimmabgabe geeignet?

(Mehrfachnennungen möglich)
Internet = 13 (25,49 %)
Telefon = 3 (5,88 %)
sms = 3 (5,88 %)
„Wahlautomat“ = 27 (52,94 %)

Frage 5b

Medien, die zweimal oder einmal benannt wurden:
email (2), keins (2), Papier

Frage 5c: Ãœber welche technische Interaktionsform sollte die Stimmabgabe erfolgen?

(Mehrfachnennungen möglich)
Touchscreen = 18 (24,32 %)
Mouse = 21 (28,37 %)
Tastatur = 22 (29,72 %)
digitaler Stift = 7 (9,46 %)

Frage 5c

Interaktionsformen, die zweimal oder einmal benannt wurden:
egal (2), Druckknöpfe, Schrift oder Handzeichen, Stift, keine

Frage 6: Was müsste bei einem elektronischen System der Stimmabgabe unbedingt berücksichtig werden? Was sollte vermieden werden?

(Zusammenfassung der Kommentare)

hohe Sicherheitsanforderungen/ keine Manipulationsmöglichkeiten
einfache Benutzbarkeit
verständliche/ zuverlässige Fehlermeldungen
viel Hilfsangebote
Rückkehrmöglichkeiten
Wahlerfolgsbestätigungen ausdrucken
Kontrollmöglichkeiten
viele Informationen
Transparenz/ Öffentlichkeit
Ãœberwachung der Wahl von „außen“
gute Datensicherung
Ãœbergangszeit mit beiden Systemen parallel
keine voreilige Einführung (wie z. B. in USA)
überladenes Design vermeiden

Frage 7: Demographische Daten
(Freiwillige Angaben)
Durchschnittsalter: 31,7 Jahre
Beruf: (nach Häufigkeit sortiert) Student, Webdesigner, Programmierer, Angestellter, Informatiker

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