Sozialer Stress – Dank sozialem Netz (Teil 2/2)

26. März 2015

In den letzten Jahren hat sich unser tägliches Leben durch viele Innovationen stark verändert. Sie sollen den Alltag erleichtern, wobei eine Sache im Leben der meisten Menschen eine besonders wichtige Rolle spielt: Das Smartphone. Seit der Präsentation des ersten IPhones 2007 ist die Popularität dieser mittlerweile nicht mehr nur internetfähigen Handys rasant gestiegen und somit auch die Zahl der Menschen, die eines besitzen.

Wie sehr diese Geräte unseren Alltag in den letzten Jahren verändert haben, ob diese Veränderungen wirklich immer positiv waren und wie sehr wir unsere Begleiter vermissen würden, wenn wir sie plötzlich nicht mehr hätten, wollten wir mithilfe einer Umfrage erforschen. Es wurden 65 Leuten aus drei verschiedenen Altersgruppen acht Fragen gestellt und wir haben interessantes herausgefunden:

Erreichbarkeit macht abhängig

Als die Befragten aufgefordert wurden, spontan einen Vorteil und einen Nachteil von Smartphones zu nennen, fiel vielen sofort die Erreichbarkeit als etwas Positives, aber auch Negatives ein. Für die Jüngeren ist die Erreichbarkeit eher Vorteil (41%), immerhin gehen fast 90% nie oder fast nie ohne ihr Handy aus dem Haus. Fast die Hälfte der Befragten sagen, sie würden sich ohne ihr Smartphone in der Tasche unwohl fühlen – es würde etwas fehlen. Als Argument dafür wird ein Gefühl der Unsicherheit angegeben, da ohne Handy nicht schnell mal jemanden angerufen werden kann, falls etwas passiert.

Ein möglicher Grund dafür, dass die mittlere Altersgruppe ihr Smartphone nicht ganz so oft dabei haben (17%) wie die Jüngeren, es aber ebenfalls vermissen würden (56%), kann daran liegen, dass diese meistesns schon eigenständiger sind. Bei den Älteren ist auch hier zu sehen, dass ihr Smartphone eine nicht so große Rolle spielt. Sie kommen gut ohne zu Recht und ganze 40% von ihnen lassen es häufig zu Hause – wahrscheinlich weil sie daran gewöhnt sind. Weil es sich bei der Frage nach dem Unwohlsein um eine Selbsteinschätzung handelte, ist jedoch nicht sicher, ob es nicht doch mehr Personen sind, die ihr Smartphone vermissen würden.

Eltern stressen Kinder – erwartete Erreichbarkeit verursacht sozialen Stress für „Generation Kopf-unten“

Die oben genannte ständige Erreichbarkeit ist aber auch eine Belastung (26%), da mit der Erwartung erreichbar zu sein, die Verantwortung wächst. Eltern erwarten von ihren Kindern immer zu wissen, wo sie sich aufhalten, wann und wie sie nach Hause kommen usw., was bei ihren Kindern dazu führt, durch ihr Smartphone unter Druck gesetzt zu werden. Wenn sie mal nicht über ihr Smartphone erreichbar sind, bekommen sie Ärger: Wofür brauchen die Kinder ein Handy, wenn sie nicht erreichbar sind? Dieses Verhalten auf Seiten der Eltern führt aber dazu, dass von den Jugendlichen noch intensiver als sonst auf ihr Smartphone geachtet wird und so muss es beispielsweise auch beim Treffen mit Freunden immer dabei sein.

Zwei-Welten-Verhalten ist selbstverständlich für Jugendliche

Bei vielen Smartphone-Nutzern gibt es neben der „realen Welt“, auch eine zweite, „virtuelle Welt“. Man plant z.B. noch während man gerade lernt, was man am Abend macht. So wird für die zwei „Welten“ in Kauf genommen, eine Seite zu vernachlässigen, was aber zu Konflikten führen kann, auch wiederum mit Eltern.
Dieses Zwei-Welten-Verhalten gilt bedingt auch für die mittlere Altersgruppe. Sie sehen ihr eigenes Smartphone Nutzungsverhalten, aber auch das von Jüngeren als bremsend und unhöflich. Die persönliche Interaktion leidet. So sehen 11% die Erreichbarkeit als Vorteil, 17% als Nachteil. Für die Älteren ist die Erreichbarkeit kein nennenswerter Punkt.
Ein noch erwähnenswertes Ergebnis ist, dass sich bei 19% der Jüngeren nichts durch ein Smartphone geändert hat. Es lässt sich dadurch begründen, dass sie schon relativ früh mit Smartphones in Kontakt gekommen sind, ihr erstes Handy vielleicht schon Internetfähig war, und sie so von Anfang an daran gewöhnt waren. Bei älteren Generationen waren die Smartphones eine größere Neuheit und somit hat sich auch mehr verändert.

Ist Ihr Smartphone eine Stressquelle?

So kann man sagen, dass wir, besonders die Jugend, unser Smartphone im Alltag vermissen würden; in manchen Situationen mehr, weil wir schon fast komplett darauf angewiesen sind und uns einfach daran gewöhnt haben; in anderen weniger, weil die persönliche Interaktion im Vordergrund steht und es Dinge gibt, die wir digital nicht machen können.
Es würde sich sicherlich lohnen, das Selbstexperiment zu wagen und zu versuchen das Smartphone öfter mal zu Hause zu lassen oder sogar ein paar Tage ganz darauf zu verzichten. So können Sie selbst feststellen, ob die befürchteten Ängste ohne Smartphone tatsächlich wahr werden und ob ihr Smartphone eine Stressquelle ist. Und für diejenigen, die überhaupt nicht verzichten wollen gibt es beispielsweise die App „Apple Tree“, die im März erscheint. Während Sie Ihr Smartphone mit einem anderen, das die App auch installiert hat, beiseitelegen, um sich in der „realen Welt“ zu unterhalten, wächst auf Ihrem Display ein Apfelbaum. Je größer der Baum wird, also je mehr Zeit Sie ohne Ihr Handy verbringen, desto bessere Prämien bekommen Sie dafür. Letztlich liegt es an Ihnen, wie sehr Sie sich stressen lassen und was das Smartphone in Ihrem Leben verändert, aber Sie sollten es nicht zu wichtig werden lassen, schließlich soll es uns das Leben erleichtern und nicht erschweren.


Der vorliegende Artikel beschreibt die Ergbnisse einer Umfrage, die gemeinsamen von Carolin Lubosch und Raphael Dedenbach durchgeführten wurde.
Zum ersten Teil des Artikels: „Sozialer Stress – Dank sozialem Netz (Teil 1/2)“

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