Ãœber den Daumen: Heuristische Evaluation

18. März 2005

Die Heuristische Evaluation ist eine Methode, mit der die Schnittstelle zwischen Mensch und Computer von Experten auf ihre Usability untersucht werden kann. Die Experten stützen sich bei ihrer Bewertung auf Prinzipien – die Heuristiken -, die eingehalten werden müssen, damit ein Softwareprodukt oder eine Website als „usable“ beziehungsweise als „gebrauchstauglich“ gelten kann.

Die Heuristiken

Entsprechende Heuristiken wurden zum Beispiel von Jakob Nielsen formuliert. Danach sollte die Schnittstelle zwischen Mensch und Computer folgenden Prinzipien genügen:

  • Sichtbarkeit des Systemstatus
  • Verwendung der Sprache des Benutzers
  • Kontrolle durch den Benutzer
  • Konsistenz und Anlehnung an Standards
  • Vorbeugen von Fehlern
  • Geringe Beanspruchung von Gedächtniskapazitäten des Benutzers
  • Flexibilität und Effizienz der Aufgabenerledigung
  • ästhetisches und minimalistisches Design
  • Hilfe beim Entdecken, Diagnostizieren und Beheben von Fehlern
  • Hilfefunktionen und Dokumentationen

Dies ist jedoch nur eine Sammlung von vielen Heuristiken, die bei einer heuristischen Evaluation verwendet werden können.

Die Vorgehensweise

Bei der heuristischen Evaluation untersuchen jeweils mehrere Usability-Experten gleichzeitig ein Produkt. Nach dem Prinzip „vier Augen sehen mehr als zwei“, wird davon ausgegangen, dass unterschiedliche Experten unterschiedliche Verstöße gegen die Heuristiken aufdecken können. Jeder Experte prüft das Produkt zunächst alleine. Die Ergebnisse werden nach Abschluss der Untersuchung zusammengetragen. Dadurch soll gewährleistet werden, dass sich die Experten in ihren Urteilen nicht gegenseitig beeinflussen.

Das Für

Die heuristische Evaluation ist eine der am häufigsten verwendeten Methoden zur Feststellung der Usability. Der Grund hierfür ist vor allen Dingen der geringe zeitliche und finanzielle Aufwand, den diese Methode verursacht. Deshalb wird sie dem „Discount Usability Engineering“ zugeordnet. Mit diesem Ansatz wird das Ziel verfolgt, Methoden für Usability-Tests zur Verfügung zu stellen, die leicht zu erlernen und durchzuführen sind und gleichzeitig geringe Kosten für den Auftraggeber eines solchen Tests verursachen.

Das Wider

Gleichzeitig stellt die Zugehörigkeit zu dem „Discount Usability Engineering“ aber auch den Nachteil dieser Methode dar. Bei der heuristischen Evaluation wird die Schnittstelle zwischen Mensch und Computer zwar von Experten in Usability-Fragen bewertet, aber die eigentlichen Experten für diese Schnittstelle – nämlich die Benutzer des entsprechenden Software-Produkts – werden dabei außer Acht gelassen. Außerdem wird die Schnittstelle nicht aus Aufgabensicht bewertet, wie das zum Beispiel bei sogenannten „Walkthroughs“ der Fall ist. Hier untersuchen die Experten das Softwareprodukt anhand von vorher festgelegten Aufgaben, welche die richtigen Benutzer üblicherweise mit Hilfe des Softwareprodukts erledigen. Sowohl der Benutzer, als auch die Aufgabensicht werden jedoch in aufwändigeren Verfahren einbezogen und gewährleisten so eine umfassende Prüfung der Usability gemäß DIN EIN ISO 9241 Teil 11.

Die Kombination macht’s

Die heuristische Evaluation kann auch in Kombination mit anderen Verfahren eingesetzt werden. Günstig ist der gemeinsame Einsatz mit Methoden, die den Benutzer stärker in die Prüfung einbeziehen, weil so die beschriebenen Schwächen einer Expertenevaluation ausgeglichen werden können. Beispielsweise können zusätzlich Benutzungstests eingesetzt werden, um Nutzungsprobleme aus Sicht der tatsächlichen Benutzer aufzudecken. Die Kombination der beiden Methoden „heuristische Evaluation“ und „Benutzungstests“ hat zusätzlich den Vorteil, dass die Ergebnisse der Untersuchungen sich gegenseitig ergänzen. Informationen, die die heuristische Evaluation nicht hervorbringt, ergeben sich vielleicht aus den Benutzungstests und umgekehrt. Aus diesem Grund ist es immer sinnvoll, eine Kombination verschiedener Methoden mit unterschiedlichen Untersuchungsschwerpunkten in Betracht zu ziehen.

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