Stern über Pflichtfeldern, zeig‘ uns den Weg

26. März 2020

Beim Ausfüllen von Formularen stellt sich immer wieder die Frage, welche Angaben erforderlich sind und welche nicht. Es hat sich allgemein durchgesetzt, dass das * entsprechende Felder markiert. Doch warum eigentlich?

Das Stern-Zeichen

Die Frage die sich hierbei stellt ist, ob das Sternchen an sich bereits der Hinweis für ein Pflichtfeld ist, oder zunächst nur der Hinweis auf eine Fußnote, die erst offenkundig macht, dass ein Feld ausgefüllt werden muss.
Verwendet man Fußnoten in Informationen und anderen Texten, werden diese meist durchnummeriert. Sie dienen dazu, Anmerkungen oder Quellen auszulagern, um den Lesefluss nicht zu stören. Eine Durchnummerierung ermöglicht dabei eine schnellere Zuordnung zwischen dem Fließtext und der Anmerkung in der Fußnote. Dies ist, wie vieles anderes auch, in einer Norm verankert – der DIN 5008.* (Dieses Sternchen weist auf eine Fußnote hin.)
Gemäß dieser Norm ist es auch erlaubt, Sonderzeichen wie das * zu nutzen, sofern im gesamten Text nicht mehr als drei Fußnoten verwendet werden. Die DIN gibt auch Gestaltungsvorgaben für Fußnoten. So sollen Nummerierungen oder Sternchen klar vom Text getrennt am Fußende einer Seite drapiert werden und nicht nebendran oder drüber.

In den unendlichen Weiten des Webs begegnen wir immer wieder solchen Fußnoten, meist kennt man sie aus Gewinnspielen und den „Super-Spar-Angeboten“ sämtlicher Dienstleister, in denen auf Bedingungen und Einschränkungen hingewiesen wird.
Ein gutes Beispiel zeigt Abbildung 1, denn hier wurden Anmerkungen und Details durch nummerierte Fußnoten sowie mit Sternchen ans Seitenende gesetzt. Der Besucher gelangt sogar per Klick direkt zur hiesigen Fußnote, die mit einem roten Rahmen markiert wird.


Abbildung 1: Bei Angeboten und Tarifen werden die tiefergehenden Details häufig in der Fußnote erläutert

Als weiteres, aber eher verbesserungswürdiges Beispiel zeigt sich in Abbildung 2, dass die Verwendung von mehreren Sternchen auch irritierend sein kann, vor allem wenn die Fußnote zur Aktion erst am Seitenende aufgeführt wird, während sich die Service-Hotline mit Sternchen dazwischen schiebt und die Informationen zu den Telefongebühren unmittelbar darunter stehen. Hier liegt im Sinne der Usability-Norm eine Verletzung der Selbstbeschreibungsfähigkeit vor, weil nicht gleich klar ist, welche Fußnote sich worauf bezieht und die Fußnoten zudem an unterschiedlichen Stellen angegeben sind.


Abbildung 2: Das Sternchen-Symbol wird für unterschiedliche Bedeutungen verwendet und wird nicht an gleicher Stelle erläutert

In den Sternen steht’s geschrieben

Doch zurück zu den Pflichtfeldern: Bei dem Verweis auf ein Pflichtfeld stehen Designer vor einer durchaus schwierigen Entscheidung: Wie verdeutliche ich dem Ausfüllenden, wo er eine Angabe machen muss und wo diese freiwillig ist? Sie haben dazu in der Regel drei bzw. vier Möglichkeiten:

Die häufigste Varianten ist die, dass jedes Pflichtfeld mit einem * oder anderen Hinweis versehen wird. Dabei sollte zum eindeutigen Verständnis ein Hinweis ober- oder unterhalb der Eingabefelder angegeben werden, was es mit dem Sternchen auf sich hat. In Abbildung 3 beispielsweise verlässt man sich darauf, dass der Anwender die Bedeutung kennt.


Abbildung 3: Alle Pflichtfelder sind mit einem Sternchen versehen

Auch andersherum gibt es die Möglichkeit, nur die Felder zu kennzeichnen, die der Nutzer nicht ausfüllen muss, wie in Abbildung 4 zu erkennen ist. Doch auch hier fehlt ein entsprechender Hinweis, der angibt, dass alle Felder ausgefüllt werden müssen, sofern nicht anders angegeben, sodass der Nutzer zunächst im Unklaren gelassen wird.


Abbildung 4: Alle Felder müssen ausgefüllt werden, sofern nicht anders angegeben

Eine weitere Möglichkeit ist ein Hinweis oberhalb der Eingabefelder, der ansagt, dass alle Felder ausgefüllt werden müssen, wie Abbildung 5 zeigt.


Abbildung 5: Alle Felder müssen ausgefüllt werden, wie ein vorangehender Hinweis erklärt

Man kann auch nichts dergleichen tun und darauf hoffen, dass die ausfüllende Person es schon wissen wird und spätestens beim Fortfahren (hoffentlich) durch eine entsprechende Fehlermeldung den Hinweis bekommt, dass erforderliche Eingaben fehlen. Hiervon wird jedoch im Namen der Fehlertoleranz der ISO-Norm 9241-110 dringend abgeraten. Dennoch taucht diese Lösung leider viel zu häufig auf, wie Abbildung 6 bei einem bekannten sozialen Netzwerk zeigt.

Abbildung 6: Hinweise auf Pflichtfelder fehlen gänzlich bzw. werden erst im Nachhinein durch einen Klick auf „Weiter“ kenntlich gemacht

Sterndeutende Nutzer

Alle Umsetzungen sind im digitalen Universum vertreten, was die Entscheidung für eine der Möglichkeiten nicht leicht macht und auch die Deutung der Sternchen erschwert. Denn da gibt’s ja auch noch die selbstdenkenden Nutzer… Sie neigen nämlich dazu, einleitende Hinweise und Anweisungen nicht zu lesen, sondern wollen oftmals direkt loslegen, da jedes Feld für sich ja schon beschriftet ist. So kommt es auch, dass sie entsprechend der Erwartungskonformität davon ausgehen, dass alle Pflichtfelder mit Sternchen versehen sind und somit eindeutig gemäß der Selbstbeschreibungsfähigkeit beschriftet sind.
Doch selbst wenn sie die einleitenden Instruktionen lesen sollten, könnten sie diese wieder vergessen haben. Vor allem bei langwierigen und komplexen Formularen kann es schnell passieren, dass die vielen Informationen und benötigten Angaben den Ausfüllenden überbeanspruchen.
Jeder Mensch hat seine eigenen Methoden, um sich von seiner Umgebung einen Überblick zu verschaffen, um abzuschätzen, was er tun muss und was nicht. Auch Dokumente und Formulare überfliegt er nach diesem Prinzip, um möglichst schnell herauszufinden, welche Felder erforderlich sind und wie diese codiert sind. Dies verursacht jedoch einen hohen Aufwand an Zeit, Motivation und Interaktion. Und im Sinne der Usability sollte dieser Aufwand möglichst gering gehalten werden. Sind die Felder leer und die Person weiß nicht ob Eingaben notwendig sind, wird sie Mutmaßungen anstellen, ob etwas eingetragen werden muss. Auch hier sollte es Ziel sein, sie vor Fehlern zu bewahren und nicht unnötig zu verärgern.

Weißt Du, wie die Sternlein stehen?

Das Sternchen hat sich als gängiges Zeichen und Hinweis auf Pflichtfeldern in Formularen durchgesetzt. Es steht meist vor oder hinter der Beschriftung und sein Vorteil ist, dass es dabei nicht zu viel Platz einnimmt. Zur schnelleren Einordnung als Pflichtfeld bzw. –angabe kann es sinnvoller sein, das Sternchen vor die Beschriftung zu setzen; so weiß die ausfüllende Person direkt, dass sie die folgende Angabe machen muss.
Eine farbliche Hervorhebung zur Abgrenzung vom Beschriftungstext kann dabei nicht schaden, weil dadurch der Hinweis noch eindeutiger erkannt wird. Dabei muss der Stern nicht gleich rot gefärbt sein, er sollte sich jedoch stark genug von der Textfarbe der Beschriftung abheben, damit zum Beispiel auch Personen mit Sehschwäche diese noch erkennen können.
Optionale Felder erschließen sich folglich daraus, dass kein Sternchen angegeben ist. Ein kurzer Hinweis schafft aber auch hier Klarheit. Wichtig ist die Platzierung und Formulierung des Hinweises. Denn wird das Sternchen als Zeichen verwendet, dass alle Felder mit Sternchen ein Pflichtfeld bedeuten, sollte eine entsprechende Formulierung in etwa lauten „Alle Felder mit einem * müssen ausgefüllt werden.“ Dieses sollte dann oberhalb der Eingabefelder darüber informieren (s. Abbildung 7).

Abbildung 7: Vorangehender Hinweis, dass das Sternchen auf ein Pflichtfeld hinweist

Steht das Sternchen wiederum als Hinweis für Anmerkungen zu dem Eingabefeld und ist damit als Fußnote zu verstehen, reicht eine entsprechende kurze Formulierung wie „* Pflichtfeld“ am Ende des Formulars. Gemäß dem Gesetz der Nähe sollte der Hinweis dabei unmittelbar unter dem Abschnitt zur Eingabe stehen, da bei einer Postierung im Footer am Ende der Seite der Zusammenhang verloren gehen könnte (s. Abbildung 8). Aus Platzgründen werden ausführliche Fußnoten oder ganze Listen an Fußnoten besser ans Ende einer Seite gesetzt. In diesen Fällen ist jedoch auch eine Nummerierung sinnvoller, statt der Verwendung von Sonderzeichen.
Abbildung 8: Hinweis auf ein Pflichtfeld als Anmerkung in der Fußnote

Sternenklar?

Login-Felder sind ein kleiner Sonderfall. Auch hier kann es nicht schaden, diese mit einem Sternchen zu versehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Nutzer hier aber nicht wissen, ob sie Eingaben tätigen müssen oder nicht, ist ziemlich gering. Denn meist handelt es sich nur um die Felder Nutzername / E-Mail-Aadresse und Passwort, bei denen sie gemäß der Erwartungskonformität wissen, dass diese eingegeben werden müssen, um sich einzuloggen oder Zugang zu erhalten.
Davon zu unterscheiden sind aber Formulare, die gleichzeitig auch eine Registrierung mit sich bringen. Diese machen den Hinweis auf Pflichtfelder wieder erforderlich.

Mit guter Usability nach den Sternen greifen

Der Stern gilt als weit verbreitetes Zeichen zum Hinweis auf Pflichtangaben in Formularen. Es ist daher im Sinne der Selbstbeschreibungsfähigkeit nicht verkehrt, diesen auch immer dann anzugeben, um Raum für Fehldeutungen zu vermeiden und das Ausfüllen zu beschleunigen.
Und gerade weil das Ausfüllen von Formularen meist keine beliebte Aufgabe ist, sollten diese für die ausfüllenden Personen möglichst selbsterklärend und übersichtlich gestaltet sein. Dies gilt auch, wenn alle Felder Pflichtfelder sind.

Abbildung 9: Das Sternbild des Pflichtfeldformulars

Quelle:https://www.nngroup.com/articles/required-fields/
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* DIN 5008: „Schreib- und Gestaltungsregeln für die Textverarbeitung“

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