Nullen, Einsen und die „digitale Spaltung“
9. April 2006
Informatik als unsichtbare Wissenschaft
Was ist Ihnen heute schon an Informatik begegnet? Wissen Sie sofort eine Antwort auf diese Frage? Wahrscheinlich fällt Ihnen nach kurzem Ãœberlegen das ein oder andere ein. Computer und Internet zum Beispiel. Aber neben diesen typischen „sichtbaren“ Anwendungen gibt es noch viel mehr verborgene Nullen und Einsen in unserem täglichen Leben. Informatik ist allgegenwärtig und ständig um uns herum. In Autos, Funkweckern, MP3-Playern, in der Medizin und an unzähligen Stellen, an denen wir es gar nicht bemerken.Die Errungenschaften der Informatik sind für uns alle inzwischen ein ständiger unsichtbarer Begleiter und Helfer, der uns unterstützt und das Leben leichter macht. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite funktioniert der Umgang mit technischen Geräten bei Weitem nicht immer und für jeden reibungslos.
Droht die digitale Spaltung?
In unserer Gesellschaft kann sich heute keiner mehr vollkommen neuen Techniken entziehen. Viele Menschen können mit den technischen Neuerungen mehr oder weniger umgehen und wissen diese für sich zu nutzen. Sie profitieren von den Innovationen in allen Lebensbereichen. Dem gegenüber fühlen sich aber viele Menschen beim Gebrauch technischen Geräten sehr unsicher. Sie erleben häufig und immer wieder, nicht souverän mit Geräten umgehen zu können und keine ausreichenden Fachkenntnisse zu besitzen. Für sie baut die digitale Entwicklung neue Hindernisse und Barrieren auf.“Uns droht die digitale Spaltung der Gesellschaft.“ Diese Ansicht vertritt Prof. Matthias Jarke in mehreren Interviews unter anderem mit den „VDI nachrichten“ und der „Welt“. Große Teile der Welt, aber auch unserer eigenen Bevölkerung, seien von den Chancen der Informationsgesellschaft noch immer ausgeschlossen. Sie würden dadurch in ihrem Leben erheblich benachteiligt. Hier sieht der studierte Informatiker Jarke Herausforderungen in der Gestaltung einfach bedienbarer Geräte und Anwendungen.
Usability und Einfachheit
Technische Geräte müssen so einfach gestaltet werden, dass Benutzer auch ohne Informatikstudium mit ihnen umgehen können. Prof. Matthias Jarke ist davon überzeugt, dass „der Benutzer die Funktionalität beherrschen und selbst programmieren können will, und zwar auch dann, wenn er ein absoluter Informatiklaie ist“. Dies ist vor allem auch eine Frage der benutzerfreundlichen Gestaltung. Und es darf dabei eben nicht nur um eine Verbesserung für den Profi, sondern auch und gerade für weniger geübte Benutzer gehen. In punkto Usability von technischen Geräten und Anwendungen bleibt deshalb auch in Zukunft noch viel zu tun.Zusätzlich sind die Einzelgeräte im Alltag mit steigenden Anforderungen konfrontiert. Laut Jarke „müssen die Einzelgeräte zunehmend in den verschiedenen Gesamtkontexten der Lebens- und Arbeitswelt des Benutzers funktionieren“. Hier müssen Gerät und Informatik aus der Sicht des Benutzers den praktischen Alltagstest ihrer Tauglichkeit bestehen.
Informatikjahr 2006
Das Informatikjahr 2006 wird vom Bundesforschungsministerium in Zusammenarbeit mit mehr als 100 Instituten und Unternehmen veranstaltet. Ein zentrales Ziel dieses Jahres ist es, durch zahlreiche Veranstaltungen mehr Aufmerksamkeit und Interesse für Informatik zu wecken. Der Nutzen und die Faszination von Informatik soll einer möglichst breiten Öffentlichkeit näher gebracht werden. In den Veranstaltungen werden laut Jarke auch die Risiken einer „digitalen Spaltung“ der Gesellschaft und die Herausforderungen einer einfachen Gestaltung Thema sein.
