Auffindbarkeit von Webinhalten

2. Dezember 2005

Eine gute Auffindbarkeit von Inhalten gilt als das wesentliche Usability-Kriterium für Webseiten. Denn wenn die Nutzer etwas nicht finden können, dann existiert es für sie nicht. Für eine gute Navigation spielen sowohl die Informationsarchitektur als auch die verwendeten Begriffe eine entscheidende Rolle. Welcher dieser beiden Parameter ist für die Usability von Webseiten bedeutsamer?

Parameter einer guten Navigation

Es wird immer wieder behauptet, dass die Navigation 80% einer guten Usability von Webseiten ausmacht. Aber was bedeutet das eigentlich? Welches sind die Parameter, die eine Seite „navigabel“ machen?
Benutzerzentriert arbeitende Webdesigner würden diese Frage wohl folgendermaßen beantworten: Eine gute Navigation entsteht durch eine gute Informationsarchitektur. Eine gute Informationsarchitektur bedeutet, dass angemessene hierarchische Strukturen und Beschriftungen verwendet werden. Eine angemessene Struktur besteht dann, wenn die Hierarchie, die mentale Informationsorganisation des Benutzers widerspiegelt. Angemessene Begriffe (Labels) für Kategorien und Abkürzungen sollten dem Vokabular des Benutzers entnommen werden.

Die richtige Struktur

Welche Informationsstruktur besonders günstig ist, hängt ganz wesentlich von der Zielgruppe und ihrer Vertrautheit mit den Inhalten einer Webseite ab. Exakte Systeme (z. B. eine alphabetische Reihenfolge) eignen sich am besten, wenn die Benutzer die spezielle Bezeichnung der gesuchten Information kennen. Mehrdeutige Systeme (z. B. eine Organisation nach Themengebieten) sind zu bevorzugen, wenn die Benutzer Schlüsselwörter möglicherweise nicht kennen. Außerdem eignen sich diese Systeme für Benutzer, die in den Inhalten herumstöbern wollen.

Organisationsstrukturen können basierend auf der Intuition des Designers, durch Experten oder auf Grund bereits existierender Strukturen gebildet werden. Neben diesen Möglichkeiten bestehen zahlreiche benutzerzentrierte Untersuchungsmethoden, bei denen das Feedback von Benutzern in die Konstruktion und Validierung einbezogen wird.

Die richtigen Begriffe

Die geeigneten Labels zu finden, bedeutet die Bezeichnung für eine Sache zu treffen, die der Benutzer gebrauchen würde. Bei der Entwicklung von effektiven Labels, müssen Designer insbesondere den Wissensstand der Benutzer über den Fachbereich und das System berücksichtigen. Ziel ist eine Minimierung des Fachjargons – besonders bei einer breiten Zielgruppe – und die Vermeidung von Mehrdeutigkeiten.
Designer gehen oft davon aus, dass Benutzer genauso viel über ein Thema oder eine Organisation wissen, wie sie selbst. Sie haben Schwierigkeiten, sich in Erinnerung zu rufen, wie es ist, etwas nicht zu wissen. Das Ergebnis ist eine Architektur, die die internalen Strukturen und Bezeichnungen der Organisation widerspiegelt. Insbesondere bei Benutzern ohne große Vorkenntnisse führt dies oft zu Schwierigkeiten.

Benennungssysteme können aus bereits bestehenden Systemen abgeleitet werden oder durch Experten und User formuliert werden. Die besten Bezeichnungen werden typischerweise direkt durch repräsentative Benutzer generiert.

Was ist wichtiger? Struktur oder Label?

Entscheidend für die Gestaltung einer guten Navigation ist es Benutzerdaten einzuholen. Nehmen wir nun an, Sie haben nur eine kurze Zeitspanne und ein begrenztes Budget. Sie können einige Benutzeruntersuchungen durchführen, aber niemals so viele wie sie gerne würden. Sie können Ihren Fokus entweder auf die Entwicklung einer soliden benutzerzentrierten Struktur oder auf klare und verständliche Begriffe legen. Welchen Schwerpunkt sollte man in diesem Fall wählen?

Die Studie von Resnick und Sanchez (2004) versucht diese Frage zu beantworten. Resnick und Sanchez führten ein kontrolliertes Experiment durch, zur Abschätzung des relativen Werts von benutzerdefinierten Strukturen gegenüber benutzergenerierten Bezeichnungen. Als Kriterium wurde die wahrgenommene Benutzerfreundlichkeit und Effizienz verschiedener Versionen einer Shopping-Webseite für Gesundheitsprodukte erhoben.
Die Daten zeigen, dass gute Labels einen robusten positiven Effekt auf die Leistung und die Zufriedenheit der Untersuchungsteilnehmer hatten.
Die Ergebnisse für die Struktur hingegen sind etwas komplexer. Die Benutzer waren bei der Nutzung einer produktbasierten Struktur verglichen mit einer aufgabenbasierten Struktur effizienter. Diese bessere Leistung bei der produktzentrierten Organisation steht allerdings im Konflikt mit der Tendenz der Benutzer bei einer vorausgegangenen Studie, die Inhalte nach Aufgaben zu sortieren. Allerdings zeigten sich die Effizienzunterschiede nur für die Testseite mit schlechten Labels. Für die Seiten mit den guten Labels zeigte sich kein Vorteil einer bestimmten Struktur.

Die richtige Struktur

Welche Informationsstruktur besonders günstig ist, hängt ganz wesentlich von der Zielgruppe und ihrer Vertrautheit mit den Inhalten einer Webseite ab. Exakte Systeme (z. B. eine alphabetische Reihenfolge) eignen sich am besten, wenn die Benutzer die spezielle Bezeichnung der gesuchten Information kennen. Mehrdeutige Systeme (z. B. eine Organisation nach Themengebieten) sind zu bevorzugen, wenn die Benutzer Schlüsselwörter möglicherweise nicht kennen. Außerdem eignen sich diese Systeme für Benutzer, die in den Inhalten herumstöbern wollen.

Fazit

Auf den ersten Blick scheint das Ergebnis der Studie zu sein, dass die Verwendung guter Labels wichtiger ist, als eine gute Organisationsstruktur. Laut Eric Schaffer (Begründer von Human Factors International) sind die Ergebnisse der Studie sehr interessant, sollten aber auch nicht überbewertet werden. Wenn sehr gute Labels in einer schlechten Struktur verwendet werden, kann dies ebenfalls verhängnisvoll sein. Eine wirklich gute und verständliche Navigation kann nur durch eine Berücksichtigung beider Aspekte gewährleistet werden. Häufig sei es leicht möglich, eine kombinierte Untersuchung von beiden Aspekten innerhalb eines Benutzungstests durchzuführen. Somit sollten die zusätzlichen Kosten relativ gering ausfallen und durch die Vorteile einer guten Navigation ausgeglichen werden.

Quelle: Human Factors International

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