Eye Tracking – Wie der Benutzer die Dinge sieht

1. Juli 2008

Bei Blickbewegungsanalysen (Eye-Tracking-Untersuchungen) im Rahmen von Usability-Studien werden die Augenbewegungen des Benutzers während der Nutzung eines Produkts aufgezeichnet. So kann festgestellt werden, welche Bildschirmelemente die Aufmerksamkeit des Benutzers auf sich ziehen bzw. welche Elemente nicht wahrgenommen werden. Die so gewonnenen Daten werden einerseits verwendet um Befunde von Benutzungstests zu untermauern, andererseits können auch Aspekte aufgedeckt werden, die reine Benutzungstests nicht liefern.

Ziel

Ziel von Eye Tracking-Untersuchungen ist herauszufinden, wie gut die verschiedenen Bildschirmelemente von den Benutzern wahrgenommen werden. Dies kann sich auf Links, Eingabefelder, Informationstexte aber auch Werbeflächen beziehen. Hierzu werden auf Basis von Erkenntnissen aus der Wahrnehmungsforschung Informationen wie der Blickpfad, die Betrachtungsdauer eines bestimmten Punktes (Fixationsdauer), die Häufigkeit der Fixationen auf einem Element, etc. analysiert. Aus diesen Erkenntnissen kann rückgeschlossen werden, ob ein Benutzer die für die Aufgabenerledigung wichtigen Bildschirmelemente oder eine interessierende Werbung wahrgenommen hat. Auf diese Weise können anschließend Empfehlungen für eine evtl. notwendige Umgestaltung der Bildschirmelemente gegeben werden.

Einsatzmöglichkeiten

Eye Tracking wird bei Usability-Untersuchungen von interaktiven Produkten und insbesondere Internetseiten eingesetzt, um neben den qualitativen Erkenntnissen aus herkömmlichen Benutzungstests zusätzliche quantitative Daten zur Untermauerung der Ergebnisse zu erhalten, aber auch um neue Erkenntnisse zu generieren. So kann beispielsweise anhand der Blickbewegungsdaten abgeleitet werden, dass ein Benutzer einen bestimmten Link nicht geklickt hat, weil er ihn gar nicht wahrgenommen hat. Darüber hinaus kann aber auch festgestellt werden, ob beispielsweise Werbung wahrgenommen wurde oder nicht.

Eye-Tracking-Untersuchungen können nicht nur bei fertigen Produkten wertvolle Erkenntnisse generieren, sondern auch bei einem einfachen Screenshot oder klickbaren Prototyp.

Vorgehen

Eye-Tracking-Untersuchungen im Bereich der Usability finden in der Regel im Rahmen von Benutzungstests statt. Die Benutzer werden gebeten mit dem zu testenden Produkt zu arbeiten. Je nach Reifegrad des Produkts, z. B. Screenshots, klickbarer Prototyp oder fertige Software bzw. Internetseite wird der Benutzer gebeten, frei zu explorieren oder eine bestimmte Aufgabe zu bearbeiten. Dabei werden die Blickbewegungen des Benutzers mit einem Eye-Tracking-Gerät aufgezeichnet.

Ergebnis einer Eye Tracking-Untersuchung

Ergebnis einer Eye Tracking-Untersuchung sind zunächst die Koordinaten der Blickdaten der Benutzer auf den jeweils betrachteten Bildschirmen. Diese Blickdaten können als Blickverlauf bildlich in Form des sog. „Scanpath“ dargestellt werden. Dabei werden für jeden Nutzer die Fixationen (bestimmter Punkt wird fokussiert) und Sakkaden (Sprung von einer Fixation zur nächsten) visualisiert.

Weiterhin können die Blickdaten verschiedentlich ausgewertet werden. So kann beispielsweise für jeden Benutzer ausgegeben werden, wie lange Fixationen gedauert haben, welche zuvor definierten Elemente bzw. Bildbereiche (Area of Interest, AOI) wie häufig und wie lange betrachtet wurden, sowie welche Bildbereiche die meiste Aufmerksamkeit erhalten haben (z. B. visualisierbar durch sog. „Heatmaps“ (viel betrachtete Bereiche werden farblich hervorgehoben), „Attention Maps“ (wenig oder gar nicht betrachtete Bereiche werden ausgegraut bzw. geschwärzt) oder „Attention Landscapes“ (topographische Modelle der Blickdaten der Benutzer).

Neben der Möglichkeit, diese Informationen für einen Benutzer zu erhalten und zu visualisieren, besteht auch die Möglichkeit, dies über ganze Benutzergruppen hinweg gemittelt durchzuführen.

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