Freemailer-Studie: Acht Freemailer im Test

18. Februar 2006

Das Schreiben von E-Mails ist ein wichtiges Kommunikationsmittel, dass aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken ist. Bei zahlreichen Anbietern kann man sich kostenlos anmelden und E-Mails verschicken. Das macht das E-Mail-Schreiben besonders für Schüler und junge Leute interessant. Doch welcher Freemailer bietet das übersichtlichste, sicherste und umfangreichste Programm? Dieser Frage sind zwei Schüler im Rahmen eines Praktikums beim Fraunhofer-Institut FIT nachgegangen.

Welcher Freemailer ist am brauchbarsten?

Das Schreiben von E-Mails ist ein wichtiges Kommunikationsmittel geworden, dass nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken ist. Kein Wunder, dass das Schreiben des elektronischen Briefes so beliebt ist, schließlich gibt es zahlreiche Anbieter, bei denen man sich kostenlos anmelden und ebenfalls kostenlos E-Mails verschicken kann. Das macht das E-Mail-Schreiben besonders für Schüler und junge Leute interessant. Aber auch ältere Leute sind dahinter gekommen, dass das E-Mail-Schreiben eine sehr praktische und bequeme Art ist, zu kommunizieren bzw. sich zu informieren. Mit der ständig steigenden Zahl an Interessenten steigt auch die Zahl der Anbieter. Von den so genannten „Freemailern“ gibt es inzwischen dutzende. Doch welcher Freemailer bietet das übersichtlichste, sicherste und umfangreichste Programm?Diese Frage haben wir uns zur Aufgabe gemacht und insgesamt 8 Freemailer untersucht. Bei den Freemailern handelt es sich um Abacho.de, directbox.com, freenet.de, gmx.de, hotmail.de, lycos.de, web.de und yahoo.de.

Um ein Messinstrument zum Bewerten der Freemailer zu erhalten, war es nötig, eine Liste von Anforderungen zu erstellen. Die Anforderungen, die sich an Webschnittstelle und Funktionalität der Anbieter-Homepage richten, stellten wir mit Hilfe von Usability-Experten und einem Blick in der Literatur zusammen. Insgesamt fertigten wir 40 Anforderungen an, die wir in 5 Dimensionen einteilten.Die 5 Dimensionen und jeweils 4 Beispiele der Anforderungen sind anschließend aufgeführt:

1. „Website des Anbieters“:
Ist der Anmeldebereich schnell zu finden?
Sind Links für den Benutzer gut erkennbar?
Ist die Website mit Werbung überfrachtet?
Kann man die Funktion der Icons anhand ihrer Darstellung erkennen? …

2. „Registrierung“:
Wird ein Alternativname vorgeschlagen, wenn der Wunschname schon vergeben ist?
Werden unnötige Fragen bei der Anmeldung vermieden?
Wird der Benutzer informiert, wenn er ein unsicheres Passwort wählt?
Kann der Benutzer Schritte zurück machen, ohne dass Eingaben verschwinden? …

3. „Schreiben und Empfangen von E-Mails“:
Ist ein Adressbuch vorhanden?
Kann der Benutzer Dateien, Bilder oder Musik an die Mail anhängen?
Werden Links automatisch erkannt und mit Hyperlink versehen?
Ist ein Rechtschreibprogramm verfügbar, das die E-Mail auf Fehler überprüft? …

4. „Service“:
Kann der Benutzer sehen, wie viel Speicherplatz er noch zur Verfügung hat?
Steht eine Hotline zur Verfügung?
Kann man an Hand einer Sicherheitsfrage sein Passwort mitgeteilt bekommen?
Steht dem Benutzer verständliche Hilfe bereit, wenn er den Hilfe-Button betätigt? …

5. „Sicherheit“:
Bietet der Freemailer Schutz vor Viren und Spam?
Kann der Benutzer bestimmte Adressen als Spam markieren?
Wird auf Viren und Trojaner in eingehenden E-Mails hingewiesen?
Erfolgt ein automatisches Logout, falls über längere Zeit keine Eingabe erfolgt? …

Da nicht alle 40 Anforderungen dieselbe Wichtigkeit haben, starteten wir eine Umfrage mit 30 Schülern der 9. Klasse der Gesamtschule Bonn-Beuel, die jede Anforderung mit der Wichtigkeit von 1 bis 5 bewerten konnten. Nachfolgend ein Ausschnitt aus dem Fragebogen:

Beispielfrage

Als die Umfrage abgeschlossen war, ermittelten wir von jeder Anforderung den Durchschnittswert der Wichtigkeit. Wenn beispielsweise alle Schüler die Anforderung „Es sollte eine Hotline zur Verfügung stehen“ mit der Wichtigkeit 2 markiert hätten, dann wäre der Durchschnittswert dieser Anforderung 2. Die Durchschnittswerte reichten bei unserer Umfrage von 2,01 bis 4,53 Punkte.

Die wichtigsten Anforderungen für die Schüler sind laut Umfrage:

  • Man sollte Dateien, Bilder oder Musik an die Mail anhängen können (4,53 Punkte),
  • Man sollte seine Daten nach der Anmeldung noch einsehen und ändern können (4,23 Punkte),
  • Der Freemailer sollte Schutz vor Viren und Spam bieten (4,23 Punkte).

Die unwichtigsten Anforderungen sind:

  • Es sollte eine Hotline zu Verfügung stehen (2,01 Punkte),
  • Informationen über andere Produkte und Leistungen des Anbieters sollten einsehbar sein
  • (2,4 Punkte),
  • Man sollte darauf hingewiesen werden, wenn man sich bei der letzten Sitzung nicht ausgeloggt hat (2,47 Punkte).

Ein Freemailer, der alle Ansprüche erfüllt, kann maximal 139 Punkte erreichen.

Kein Anbieter voll zufrieden stellend

Nach unserer ausführlichen Inspektion aller Freemailer kamen wir zu dem Ergebnis, dass kein Anbieter die maximale Punktzahl von 139 erreichen konnte. Der beste Anbieter war web.de mit 122,57 Punkten. Der schlechteste Anbieter war mit 96,78 Punkten Abacho. Im Bereich „Sicherheit“ haben alle Anbieter ausreichende Ergebnisse erzielt, sodass man sich bei keinem der gestesteten Freemailer Sorgen um die Sicherheit machen muss. Die meisten Punkte verschenkten alle Freemailer im Bereich der Websitedarstellung. Wir stellten fest, dass die Hauptseiten – außer bei Hotmail und Web.de – immer mit Werbung überfrachtet waren. Vor allem, wenn sich Popups über dem Anmeldebereich öffnen, kann das dazu führen, dass Interessenten, die sich nicht mit der Materie auskennen, einen anderen Anbieter suchen, denn die Auswahl ist riesig. Von Yahoo und Web.de abgesehen, gab es auch starke Schwächen im Bereich des Mailverfassens und -empfangens. Der User bekommt hier oft nur sehr einfach ausgeführte Programme vorgelegt, die weder über eine bunte Schrift verfügen, noch Smilies zulassen und geschweige denn Hyperlinks erkennen oder eine Rechtschreibkontrolle anbieten.Das Ergebnis unserer Umfrage ist natürlich unter dem Aspekt zu betrachten, dass wir lediglich 30 Schüler zwischen 14 und 16 Jahren befragt haben. Hätten wir andere Personen befragt, dann sähe das Ergebnis wahrscheinlich anders aus. Aber es war uns eben wichtig, Schüler zu befragen, da das E-Mail-Schreiben für sie einen großen Nutzen darstellt.

Gesamtergebnis aller untersuchten Anbieter

Gesamtergebnis

Einzelne Stärken und Schwächen der getesteten Freemailer

www.abacho.de (97 von 139 Punkten)
Seine Stärke bewies Abacho in Punkto Sicherheit. 4 von 5 Anforderungen konnte der Anbieter dort erfüllen. Perfekt in diesem Gebiet ist er nicht, da kein automatisches Logout erfolgt, wenn der PC über längere Zeit ungenutzt bleibt. Es wird auch nicht darauf hingewiesen, wenn man bei der letzten Sitzung den Logout vergessen hat. Bei der Registrierung und dem Schreiben von E-Mails zeigt Abacho seine größten Schwächen. Es wird beispielsweise kein Alternativname vorgeschlagen, wenn der Wunschname schon belegt ist. Es wird auch nicht darauf hingewiesen, wenn man ein unsicheres Passwort wählt und es ist besonders ärgerlich, dass keine Schritte rückgängig zu machen sind, um Angaben zu korrigieren: bei diesem Versuch verschwinden die Eingaben. Im Bereich „Schreiben und Empfangen von E-Mails“ schnitt der Anbieter überdurchschnittlich schlecht ab, weil keine Smilies bereitstehen, keine bunte Schrift oder Fettschrift zur Verfügung steht, weil Internetadressen nicht als Link erkannt werden, kein Programm vorhanden ist, dass die E-Mail auf Rechtschreibfehler überprüft, und die „Automatische Vervollständigung“ im Adressfeld nicht aktivierbar ist. Ergebnis: 97 Punkte.

www.directbox.com (102 von 139 Punkten)
Direktbox hat in allen Bereichen relativ gut abgeschnitten. Schwerpunkt war die Registrierung. Hier gab es für den Anbieter nur 3 von 8 Punkten. Bei belegtem Wunschnamen wird ebenfalls kein Alternativname vorgeschlagen, es wird nach unnötigen Daten wie „Homepage“, „Fax- und Telefonnummer“ gefragt, man wird nicht informiert, wenn man ein unsicheres Passwort wählt, es wird viel Werbung eingeblendet und der Benutzer kann ebenfalls keine Schritte zurück machen, um Eingaben zu korrigieren. Trotz der starken Schwächen in diesem Gebiet kommt der Freemailer auf 102 Punkte.

www.freenet.de (116 von 139 Punkten)
Beim Anbieter Freenet waren kaum Mängel nachzuweisen. Außer dass die Homepage mit Werbung überfrachtet ist und der Benutzer nicht darauf hingewiesen wird, wenn er ein unsicheres Passwort wählt, war alles überdurchschnittlich gut. Freenet konnte 33 von 40 Anforderungen erfüllen und kommt auf insgesamt 116 Punkte.

www.gmx.de (105 von 139 Punkten)
GMX ist ein bekannter Freemailer, der sich allerdings nicht so gut darstellte, wie z.B. Freenet. Im Bereich „Website des Anbieters“ konnte er nur 2 von 5 Anforderungen erfüllen. Einmal, dass die Funktion der Icons anhand Ihrer Darstellung erkannt werden kann und außerdem, dass Fremdwörter und Fachausdrücke vermieden werden. Einfache Extras fehlen beim Schreiben von E-Mails: es stehen keine Smilies oder verschiedene Schriftarten zur Verfügung, Hyperlinks werden nicht erkannt und es ist keine Rechtschreibprüfung vorhanden. Den besten Schnitt hat GMX in der Kategorie „Registrierung“. Hier konnte der Freemailer 7 von 8 Anforderungen erfüllen. Eine Anforderung konnte nicht erfüllt werden, da bei der Anmeldung nach vielen unnötigen persönlichen Daten gefragt wird. Ergebnis: 105 Punkte.

www.hotmail.de (104 von 139 Punkten)
Hotmail schnitt ähnlich wie GMX ab, allerdings liegen die Schwächen hier eindeutig bei der Registrierung. Nur 3 von 8 Anforderungen werden erfüllt. Es wird kein Alternativname vorgeschlagen, unnötige Fragen wie z.B. nach Zeitzone und Beruf werden nicht vermieden, der Benutzer wird mit Werbung belastet und er kann während der Anmeldung keine Schritte zurückgehen, um Daten zu ändern. Der Freemailer kommt insgesamt auf 104 Punkte.

www.lycos.de (100 von 139 Punkten)
Auch Lycos, ein bekannter Freemailer, schnitt nur durchschnittlich ab. Im Gebiet „Website des Anbieters“ verliert Lycos wichtige Punkte, weil der Anmeldebereich nicht einsehbar ist, weil die Website voller Werbung ist, weil der Benutzer die Funktion der Icons nicht gut an ihrer Darstellung erkennen kann und weil Fachausdrücke wie „Entertainment“ oder „Tripod“ in der Oberfläche verwendet werden. Besonders viele Punkte gab es dafür im Gebiet „Registrierung“. Doch weil mehrere Mängel bei „Schreiben und Empfangen von E-Mails“, „Service“ und „Sicherheit“ vorhanden sind, schafft Lycos nicht mehr als 100 Punkte.

www.web.de (123 von 139 Punkten)
Web.de ist ebenfalls ein sehr bekannter und verbreiteter Freemailer. In unserem Test erfüllte er das Gebiet „Website des Anbieters“ mit voller Punktzahl, „Registrierung“ mit 7 von 8 (Der Benutzer wird nicht darauf hingewiesen, wenn er ein unsicheres Passwort wählt), „Schreiben und Empfangen von E-Mails mit 13 von 14 (kein Rechtschreibprogramm vorhanden), „Service“ mit 6 von 8 (es erfolgt keine Sicherheitsfrage, wenn E-Mails aus dem Papierkorb gelöscht und der Benutzer kann keine SMS kostenlos versenden) und „Sicherheit“ mit 4 von 5 (es erfolgt kein automatischer Logout). Web.de erfüllt 34 von 40 Anforderungen und bekommt damit 123 Punkte.

www.yahoo.de (106 von 139 Punkten)
Beim Schreiben und Empfangen von E-Mails überzeugt Yahoo besonders durch viele Extras und erfüllt dort, genau wie web.de, 13 von 14 Anforderungen. Bei den drei Kategorien „Website des Anbieters“, „Registrierung“ und „Service“ sind allerdings Schwächen auszumachen. Deshalb 106 Punkte.

Fazit unseres Tests:
Viele Freemailer sind nicht optimal, vergleichen lohnt sich!

Diesen Beitrag bookmarken bei:
Bookmark bei: Yigg Bookmark bei: Webnews Bookmark bei: Technorati Bookmark bei: Mr. Wong Bookmark bei: Linkarena Bookmark bei: Del.icio.us Bookmark bei: Google Bookmark bei: Favoriten Bookmark bei: Facebook

Autor des Beitrags