Nachrichtendienste und ihre Werbung

30. November 2017

Werbung ist allgegenwärtig. Ob im Fernsehen, auf der Straße, im Radio, in Zeitungen und Zeitschriften oder im Internet. Sie kann uns dabei unterhalten, nerven oder fällt vielleicht gar nicht mehr auf. Auf Webseiten kann sie dabei im Inhalt eingebunden oder um den Inhalt herum platziert sein. Bei der Betrachtung von verschiedenen Webseiten von Nachrichtendiensten lässt sich feststellen, dass der Einsatz von Werbeanzeigen unterschiedlich gut umgesetzt wurde.

Darstellung von Nachrichten

Nachrichten sollen uns schnell und übersichtlich Informationen liefern, damit wir über das aktuelle Geschehen Bescheid wissen. Wir informieren uns hierfür täglich beispielsweise über TV, Zeitungen, Apps und Webseiten und nutzen dabei oft mehr als nur eine Quelle bzw. einen Nachrichtendienst. Denn diese haben oft unterschiedlichen Informationswert und –umfang.

Bei der Gestaltung zeigen sich Unterschiede zwischen den Nachrichtendiensten. Die meisten Anbieter präsentieren ihre Inhalte mittig auf der Seite, während andere ihre Inhalte linksbündig ausgerichtet haben. Die mittig zentrierte Platzierung ist für den Besucher beim Lesen deutlich angenehmer und deshalb vorzuziehen. Unabhängig davon lassen beide Lösungen oftmals einen großen Platz rechts bzw. links und rechts des Contents ungenutzt.

Hier könnten Ihre Nachrichten stehen

Alle Nachrichtendienste füllen diesen Platz zum Teil oder sogar ganz mit Werbung aus, die neben oder über dem Artikel platziert ist. Während Seiten mit zentrierter Darstellung wie der General-Anzeiger Bonn ein etwa gleich breites Verhältnis von Inhalt und Werbung (rechts vom Inhalt) hat (Abbildung 1), wird bei der Rheinischen Post (Abbildung 2) mit einer linksbündig ausgerichteten Seite diese zu zwei Dritteln mit Werbung besetzt. In beiden Varianten steht die Werbung in keinem angemessenen Verhältnis zum eigentlichen Inhalt.

Abbildung 1: General-Anzeiger Bonn mit Werbeanzeige
Abbildung 1: General-Anzeiger Bonn mit Werbeanzeige

Abbildung 2: Rheinische Post mit Werbeanzeige
Abbildung 2: Rheinische Post mit Werbeanzeige

Auch auf der Seite von Spiegel Online, die ebenfalls linksbündig ausgerichtet ist, zeigt sich ein 1:1 Verhältnis von Inhalt und Werbung, wie in Abbildung 3 zu sehen. Auch hier ist die Werbeeinblendung deutlich dominanter als beim General-Anzeiger aus Bonn.

Abbildung 3: SPIEGEL ONLINE mit Werbeanzeige
Abbildung 3: SPIEGEL ONLINE mit Werbeanzeige

Am häufigsten beschränkt sich die Werbung auf eine schmale kleine Anzeige über bzw. rechts der Artikel, wie es im Folgenden in Abbildung 4 bei der taz zu sehen ist. Dies lenkt wenig vom Text ab, kann jedoch auch schnell übersehen werden.

Abbildung 4: taz mit Werbeanzeige
Abbildung 4: taz mit Werbeanzeige

Bei der Frankfurter Allgemeine ist zusätzlich der ungenutzte Bereich passend zur Sparkassen Werbung rot gefärbt, wie Abbildung 5 zeigt. Dadurch fällt die Werbung auf, lenkt aber nicht zu sehr ab.

Abbildung 5: Frankfurter Allgemeine mit Werbeanzeige
Abbildung 5: Frankfurter Allgemeine mit Werbeanzeige

Wenn Werbung überhand nimmt

Die Webseite der Rheinischen Post zeigt, dass die angezeigte Werbung im Verhältnis zum eigentlichen Inhalt deutlich dominiert. Diesen Stellenwert belegt auch die Aufforderung, die Seite zu aktualisieren, um die neuesten Nachrichten anzuzeigen, wenn der Besucher längere Zeit keine Aktion ausgeführt hat. Wie in Abbildung 6 zu sehen, erscheint ein Dialogfeld mit dem Hinweis, dass es „Änderungen auf der Startseite“ gibt und dem Aktionsfeld „jetzt Startseite neu laden“. Der Seitenhinhalt – bis auf die Werbung – ist in den Hintergrund gerutscht, indem er abgedunkelt wurde. Die Werbung bleibt jedoch weiterhin im Vordergrund und überdeckt sogar das Dialogfeld, was die Interaktion des Besuchers mit diesem beeinträchtigt und eine Verletzung des Dialogprinzips „Aufgabenangemessenheit“ gemäß DIN EN ISO 9241-110 darstellt.

Pop-Up-Werbung, für die erst gesucht werden muss, wo diese zu schließen ist und dabei vom Besucher ungewollt die verlinkte Werbung geöffnet wird, bedeutet einen Eingriff in die Möglichkeit, Richtung und Geschwindigkeit des Dialogs zu bestimmen – und ist damit eine Verletzung der „Steuerbarkeit“. Die skizzierten Usability-Befunde können zu Frustation des Besuchers und dem Verlassen der Seite führen und neue Besucher abschrecken. Ein worst case eines jeden Unternehmens.

Abbildung 6: Rheinische Post mit Dialogfeld zur Aktualisierung der Seite
Abbildung 6: Rheinische Post mit Dialogfeld zur Aktualisierung der Seite

Auf die Größe kommt es an

Die Ursache für die beobachteten Effekte ist hauptsächlich ein Darstellungsproblem bei großen Bildschirmauflösungen. Verkleinert sich das Fenster, passen sich Inhalt und Werbung der Größe an, bis schließlich – wie auch in Abbildung 7 am Beispiel der Rheinischen Post zu sehen ist – die Inhalte größer und die Werbeanzeige kleiner werden. Es kommt zudem auf die technische Umsetzung der Werbeanzeige an. Klickt der Besucher beispielsweise auf einen Artikel oder aktualisiert die Seite, erscheint meist eine andere Werbung, die in der Darstellung und Größe schon angemessener sein kann.

Abbildung 7.1: Rheinische Post mit WerbeanzeigeAbbildung 7.2: Rheinische Post mit Dialogfeld
Abbildung 7: Rheinische Post mit Werbeanzeige (links) und mit Dialogfeld (rechts)

Fazit

Nachrichtendienste laufen durch dominante Werbung Gefahr, von ihren eigenen Inhalten abzulenken. Dies ist unabhängig von einer mittig oder linksbündig zentrierten Platzierung des Inhaltes – wobei eine mittig zentrierte Darstellung zu empfehlen ist. Werbung sollte dabei angemessen zum eigentlichen Inhalt dargestellt und so klein wie möglich sein. Steht sie zu sehr im Vordergrund, kann es passieren, dass Besucher wegen der Werbung die Seite verlassen, ohne sie richtig besucht zu haben. Oder sie sind verärgert und verlassen die Seite, da sie gemäß „Jakob’s Law of User Experience“ auf anderen Seiten ihre gewünschten Informationen ohne Beeinträchtigungen erhalten.

Diesen Beitrag bookmarken bei:
Bookmark bei: Yigg Bookmark bei: Webnews Bookmark bei: Technorati Bookmark bei: Mr. Wong Bookmark bei: Linkarena Bookmark bei: Del.icio.us Bookmark bei: Google Bookmark bei: Favoriten Bookmark bei: Facebook

Autor des Beitrags