Nutzung narrativer Darstellung im Usability-Prozess
8. März 2007
Fast alle Menschen lieben es, gute Geschichten zu lesen oder zu hören. Die neuere Forschung zeigt, dass es GrĂĽnde dafĂĽr gibt, weshalb Geschichten fĂĽr uns so anziehend sind. Wenn wir uns von einem neuen Buch oder Film mitreiĂźen lassen, ein 5-Gänge-MenĂĽ genieĂźen oder im Internet ein neues Auto kaufen – wir lassen uns dabei immer auf eine narrative Informationsverarbeitung ein.
Narrative Informationsverarbeitung
Geschichten erzählen nicht nur mehr oder weniger komplexe Ausschnitte der Welt. Sie sind zugleich auch narrative Modelle fĂĽr die Strukturierung von Ereignissen, Erlebnissen und Erfahrungen. Erzählungen – die wir so konstruieren wie wir die Welt erleben – liefern einen Weg, um unsere Pläne und Handlungen zu organisieren. Durch im Gedächtnis gespeicherte Geschichten sind wir in der Lage, die Welt um uns herum zu interpretieren und Entscheidungen fĂĽr die Zukunft zu treffen. Narrative Verarbeitung geht ĂĽber eine bloĂźe kognitive Beeinflussung von Entscheidungsverhalten und Gedächtnis hinaus. Sie liefert eine „emotionale“ Interpretation unserer Erfahrungen. Narrative Verarbeitung trägt zur Entwicklung von Einstellungen, Vorlieben und sogar des Selbstkonzepts bei. Die Geschichten, die wir erzeugen und zum Fällen von Entscheidungen nutzen, schaffen Bedeutung und stellen in diesem Sinne „User Experience“ dar.
HCI und Benutzerforschung haben begonnen, die Auswirkungen der Informationspräsentation in narrativem Stil zu erforschen. Die bisherige Forschung zeigt, dass eine narrative Präsentation das Verständnis und die Erinnerung des Benutzers fördert und von Benutzern während der Textverarbeitung angewendet wird.
Geschichten und Usability
Im Kontext Usability stellt sich die Frage, welche Bedeutung narrative Geschichten und die Erkenntnisse ĂĽber die menschliche Informationsverarbeitung auf das Vorgehen von Usability Engineers bei ihrer Arbeit haben. Die Nutzung von Geschichten (z. B. Rollen, Szenarios) im User-Centered-Design-Prozess stellt eine leistungsstarke Methode dar. Denn diese Vorgehensweise stimmt damit ĂĽberein, wie Menschen denken, lernen und Informationen verarbeiten. Viele Usability Engineers wissen schon lange, wie hilfreich ein solches Vorgehen ist, um Akzeptanz von Interessensgruppen zu erhalten und Entwickler in den Designprozess einzubeziehen. Die Forschung gibt diesem narrativen Vorgehen zunehmend auch eine wissenschaftliche Basis.
Quelle: Human Factors International