Schließen oder Abbruch? – Wenn ein X zum U wird

10. September 2019

Nutzer werden oft ge- oder enttäuscht, wenn sie eine Seite oder Anwendung über das „X“ schließen möchten. Denn manchmal ist es bereits durch einen Klick auf das Icon zu spät und die Arbeit wurde ohne zu speichern gelöscht. Hier ist das richtige Design entscheidend, um dem Nutzer die Bedeutung klar zu machen und ihn nicht ins Unglück zu führen.

Die Mehrdeutigkeit von Symbolen

Während früher auf der Karte einer Insel ein „X“ in der Regel bedeutete, dass hier ein Schatz begraben liegt und der Kartenbesitzer willens war, diesen zu finden, verbindet man heute mit einem „X“ ein fast schon fluchtartiges Verlassen von „digitalen Inseln“ wie Webseiten und Anwendungen.

Zwar wird das „X“ in der digitalen Welt immer mit dem Schließen einer Anwendung in Verbindung gebracht, dennoch ist im Vorfeld oft unklar, ob die vorherigen Arbeiten dabei gesichert werden, oder ob ein Schließen gleichzeitig deren Löschen bedeutet. Ein Klick kann dann schon zu viel sein, wenn sich die Anwendung ohne entsprechendes Feedback schließt. Da Anwendungen und Interfaces dieses Symbol zudem unterschiedlich verwenden, kann sich hierbei auch nur schwer eine Vorhersehbarkeit und Konsistenz im Sinne der Erwartungskonformität nach DIN EN ISO 9241-110 beim Nutzer einstellen.

Nutzer vor Fehlern bewahren

Damit der Nutzer vor falschen Entscheidungen und Schritten bewahrt wird und so vermieden wird, dass seine bisherige Arbeit zunichte gemacht wurde, sollte der Nutzer eine Rückmeldung durch das Interface erhalten, das ihn darauf hinweist, dass offene Eingaben oder laufende Prozesse durch das Schließen ebenfalls beendet werden und nicht gespeicherte Daten dabei verloren gehen. Gleichzeitig sollte der Nutzer die Möglichkeiten erhalten, den Vorgang abzubrechen, Fortzufahren oder eine Speicherung der Daten, Einstellungen und Vorgänge durchführen zu können.

Eindeutige Beschriftungen und Buttons können den Nutzer schon im Vorfeld vor Fehlentscheidungen bewahren. Wenn diese gut sichtbar sind, kommt der Nutzer gar nicht erst in Versuchung, das „X“ zu nutzen oder bekommt kein Gefühl von Unsicherheit über dessen Konsequenzen. Auch ein „Speichern & Schließen“-Hinweis als Mouseover, das erscheint, sobald man mit dem Mauszeiger über das X fährt, kann bereits ausreichen. Dabei sollte jedoch eine weitere Möglichkeit gegeben sein, dass der Nutzer auch ohne Speichern das Fenster oder die Anwendung verlassen kann, z.B. durch einen Button „Abbrechen“.

Ausnahmen bilden hierbei Hinweis-, Informations- oder Werbefenster wie Pop-Ups, deren Schließen keine direkten Nachteile für den Nutzer mit sich ziehen. In diesen Fällen ist ein Hinweis oder eine Sicherheitsnachfrage nicht erforderlich und würde womöglich nur Unmut beim Nutzer auslösen.

Zusammenfassung – Eine gute UX fürs X

Die Redewendung „ein X für ein U vormachen“ zielt auf eine Täuschung hin, denn bei den römischen Zahlen ließ sich ein U – damals noch gleichbedeutend wie das V (5) – schnell in ein X (10) umschreiben, was Geschäftsleuten zugute kam, denn so konnten sie des Schuldner’s Schulden schnell verdoppeln. In diesem Artikel wurde daher aufgezeigt, dass auch im heutigen digitalen Zeitalter das X den Nutzer täuschen und in die Irre führen kann.

Denn auch wenn das „X“ ein bekanntes und gängiges Icon in Interfaces ist, ist es dennoch mit mehreren Bedeutungen besetzt. Desalb ist es wichtig, den Nutzer gemäß der Fehlertoleranz der ISO 9241-110 bestmöglich vor falschen und fehlleitenden Interpretationen zu warnen. Hinweise, eindeutige Beschriftungen und Buttons sowie Sicherheitsnachfragen können dem Nutzer hier in seiner Entscheidung helfen und die ihn gewünschte Aktion erfolgreich durchführen lassen.

Quellen:
www.nngroup.com/articles/cancel-vs-close/
www.redensarten.net/x-fuer-ein-u-vormachen/

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