Stress und Usability

9. Januar 2013

Usability und Stress weisen nicht immer einen direkten Zusammenhang auf. Das Forscherteam Mraveji und Soesanto analysierte typische Eigenschaften, die Stress erzeugen (wie etwa, das Auslösen eines Verlustgefühls bzw. Kontrollverlusts) und entwickelte basierend darauf zehn Design-Heuristiken.

Diese Heuristiken dienen dazu, die Anzahl der Stressoren auf einer Bildschirmoberfläche zu minimieren. Sie überlappen sich teils mit Jakob Nielsens Design-Heuristiken bzw. ergänzen diese. Anschließend führten die Wissenschaftler eine Heuristische Evaluation mit vier mobilen Twitter Clients durch, um zu zeigen, wie Designer Benutzeroberflächen anhand der beiden Dimensionen „Usability“ und „stressauslösendes Potential“ bewerten und unterscheiden können.

Zehn stressreduzierende Design-Heuristiken

1. Fähigkeit Unterbrechungen zu kontrollieren
Unerwartete Unterbrechungen z.B. während einer Präsentation stressen und sollten (zeitweise) über beispielsweise „Diese Meldung nicht mehr anzeigen.“ zu blockieren sein.
2. Ãœberforderung reduzieren
Große Mengen an Daten können Stress auslösen, indem sie das Gefühl vermitteln, die Fülle an Informationen sei nicht kontrollierbar. Überforderung kann ebenso entstehen, wenn zu viele Funktionen und Optionen angeboten werden.
3. Rücksichtnahme auf die menschliche Zeitwahrnehmung
Länger andauernde Prozesse, die den Nutzer stressen können, sollten verkürzt werden. Eine andere Möglichkeit ist es, den Nutzer durch unterhaltsame Stimuli abzulenken.
4. Den richtigen Ton und die richtige Emotion treffen
Höfliche Aufforderungen an den Nutzer sind Befehlen vorzuziehen. Günstig sind zudem witzige Rückmeldungen des Systems bei auftretenden Fehlern.
5. Positive Rückmeldung bei Eingaben
Erfolgreiche Eingaben sollten z.B. mit „Das Update war erfolgreich.“ bestätigt werden.
6. Prosoziale Interaktion fördern
Dem Nutzer ist es wichtig, wie er auf andere wirkt. Deshalb sollten Anwendungen mit sozialen Komponenten z.B. über automatische Textvervollständigung und Rechtschreibprüfung verfügen.
7. Zeitdruck abbauen
Unnötigen, stresserzeugenden Zeitdruck vermeiden.
8. Natürliche beruhigende Elemente benutzen
Der Blick auf eine natürliche Umgebung löst positive Emotionen aus. Deshalb bietet es sich an, beruhigende Fehler-Töne, naturalistische Animationen und Hintergrundbilder zu verwenden.
9. Bestätigen angemessener Nutzeraktionen
Möchte der Nutzer eine nicht verfügbare Aktion ausführen, sollte ihm erklärt werden, wieso dies nicht möglich ist.
10. Eindeutige Benutzeroberfläche schaffen
Zu viele Auswahlmöglichkeiten und die zusätzliche Unsicherheit des Nutzers, was das Ergebnis einer Aktion ist, können Stress auslösen. Funktionen müssen deshalb klar und deutlich benannt sein, damit der Nutzer nicht nach Hilfe fragen muss.

Ergebnisse der Heuristischen Evaluation

Abbildung: Vier Twitter Clients anhand der beiden Dimensionen „Usability“ und „stressauslösendes Potential“ bewertet.
Abbildung: Vier Twitter Clients anhand der beiden Dimensionen „Usability“ und „stressauslösendes Potential“ bewertet.

Vier mobile Twitter Clients wurden anhand der zehn Design-Heuristiken und Nielsens Heuristiken überprüft und den beiden Dimensionen „Usability“ und „stressauslösendes Potential“ zugeordnet.
SimplyTweet ist dem Quadranten „wenig stressauslösendes Potential“ und „gebrauchstauglich“ zugeordnet, da es u.a. über ein einfaches Design verfügt, wie es Nielsen empfiehlt und Tweeds gruppiert, sodass wie in der zweiten Design Heuristik gefordert, Überforderung minimiert wird.
NatsuLion ist dem Quadranten „mehr stressauslösendes Potential“ und „weniger gebrauchstauglich“ zugeteilt. Hier fehlt u.a. die Möglichkeit, unerwünschte Benachrichtigungen zu kontrollieren, wie in der ersten Design-Heuristik gefordert und während des Ladens neuer Tweets erscheint ab und zu die Meldung „Autorisierung fehlgeschlagen“.

Titel: Towards Stress-less User Interfaces : 10 Design Heuristics Based on the Psychophysiology of Stress
Autor(en): Moraveji, N.; Soesanto, C.
CHI ’12 Extended Abstracts on Human Factors in Computing Systems
Seiten: 1643-1648

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