Weiße Schrift auf schwarzem Grund oder schwarze Schrift auf weißem Grund?

16. Juni 2008

Sehr geehrte Damen und Herren,
es gibt Leute, die behaupten, dass am Bildschirm schwarze Schrift auf weißem Grund ermüdungsfreier lesbar wäre als weiße Schrift auf schwarzem Grund. Ich kann es aus meiner Arbeit am Bildschirm nicht bestätigen. Gilt diese These noch oder ist sie veraltet? Gibt es diesbezüglich einen Unterschied zwischen CRT-Bildschirmen und Flachbildschirmen? Gibt es Untersuchungen darüber, welche Farben am Bildschirm besonders augenfreundlich sind und wo kann man das nachlesen?

Ich freue mich auf Ihre Antwort und sende Ihnen herzliche Grüße.

Ingrid C.

Antwort

Eine positive Bildschirmdarstellung, d.h. schwarze Schrift auf weißem Hintergrund ist in heller Arbeitsumgebung zu bevorzugen. Die Augen sind in heller Arbeitsumgebung (z.B. Bürobeleuchtung) helladaptiert, d.h. die Pupillendurchmesser sind auf eine helle Umgebung eingestellt und angepasst. Ist der Bildschirm ebenfalls vom Hintergrund her hell eingestellt, brauchen die Augen nicht umzuadaptieren, also müssen sich nicht auf eine andere dunklere Helligkeit umzustellen, wenn der Blick neben den Bildschirm oder in die Peripherie gerichtet ist. Das bedeutet, die Augen müssen weniger Adaptionsarbeit leisten, was einer schnellen Ermüdung entgegenwirkt.

Umgedreht kann ein sehr heller Bildschirm in sehr dunkler Umgebung auch das Gegenteil bewirken, die Augen müssen dann permanent zwischen dunkler Umgebung und hellem Bildschirmhintergrund adaptieren, eine Ermüdung tritt schneller ein. Dort empfiehlt sich entweder die Umgebungshelligkeit zu erhöhen(z.B. im Büro Beleuchtung einschalten), oder aber auch situationsabhängig den Bildschirm auf Negativdarstellung (dunkler Hintergrund und helle Informationsdarstellung) umzuschalten. Ein Beispiel ist hierzu, der Betrieb eines Navigationsgerätes, dass bei Tag besser in Positivdarstellung und bei Nacht besser in Negativdarstellung betrieben wird.

Ergonomische Farbkombinationen sind diese, die „nicht spektral extreme Farben“ verwenden, weil diese gleichzeitig auf der Netzhaut scharf abgebildet werden. Unkritisch sind gesättigte Farben auf hellem weißen Hintergrund (blau-weiß, violett-weiß, schwarz-gelb). Nicht ergonomische Farbkombinationen sind diese, die „spektral extreme Farben“ verwenden, weil spektral extreme Farben nicht gleichzeitig auf der Netzhaut scharf abgebildet werden können. Eine solche Kombination ist blau-rot oder rot-blau, die immer zu vermeiden ist. Günstige Farbkombinationen sind in der ISO 15008 festgelegt.

Stephan Scheuer
(Geschäftfeldleiter für Ergonomie & Gebrauchstauglichkeit bei der TÜV Rheinland Group)

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