come_IN: Kinder als Mitentwickler gebrauchstauglicher Software

15. Februar 2012

Bereits im Grundschulalter, wenn nicht sogar schon früher, beginnen Kinder sich Medienkompetenzen anzueignen. Um aus ihnen Prosumenten im Sinne von Medienkonsumenten als auch aktive Mediengestalter zu machen, führten Wissenschaftler der Uni Siegen sogenannte Computerclubs in Deutschland ein. Die teilnehmenden Kinder profitieren nicht nur von der dort eingesetzten Informations- und Kommunikationstechnologien, sondern gestalteten diese ihren Bedürfnissen entsprechend mit.

Mit dem Projekt come_IN untersuchen Forscher am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Neue Medien der Universität Siegen interkulturelles Lernen in Computerclubs. In Deutschland wurden bereits sechs Computerclubs in Schulen oder anderen öffentlichen Einrichtungen gegründet. Sie richten sich sowohl an Kinder und Jugendliche, als auch an ihre Eltern. Übergeordnetes Ziel ist die Integrationsförderung auf lokaler Ebene sowie die Vermittlung von Medienkompetenz und gestalterischen Fähigkeiten im Umgang mit Informationstechnologien. Im Arbeitsalltag ist der Umgang mit neuer Technologie mittlerweile selbstverständlich geworden. Deshalb ist es vorteilhaft, wenn die Kinder bereits frühzeitig Gelegenheit haben, sich in die Thematik einzuarbeiten. Durch die Interaktion der Teilnehmer mit unterschiedlichem Migrationshintergrund und Alter entsteht zudem ein positiver Effekt auf Identität, Sprache und Bildungsbewusstsein.

Während der wöchentlichen Clubsitzungen tauschen sich die Teilnehmer kreativ aus, sie besprechen und planen Projektideen, die daraufhin am PC und mit Hilfe weiterer Medien umgesetzt werden. Am Ende der Sitzungen stellt jeder die Resultate seiner Arbeit vor. So entstehen beispielsweise Kalender mit eigenen Bildern, selbstgestaltete Grußkarten, Spiele oder Trickfilme.
Die Clubteilnehmer können sich auf spielerische Art und Weise bereits im Kindesalter die Nutzung verschiedener Software und Hardware aneignen. Unter anderem wird das Bildbearbeitungsprogramm Gimp sowie die Scratch-Software eingesetzt. Scratch ist eine visuelle Programmiersprache, mit der man z.B. Animationen, PC-Spiele oder andere Multimedia-Anwendungen ohne spezielle Vorkenntnisse programmieren kann. So werden Kinder bereits frühzeitig mit den Konzepten der Computerprogrammierung vertraut gemacht.
Mit der sozialen Online Community Plattform come_NET können sich die Kinder mit anderen Computerclub-Teilnehmern in Deutschland vernetzen. Die Plattform dient dem Vorstellen der Projekte, bietet die Möglichkeit sich gegenseitig bei den Projekten zu unterstützen, Wissen auszutauschen sowie einfach nur andere Computerclubs kennenzulernen.

Abbildung: Screenshot: Online Community Plattform come_NET
Abbildung: Screenshot: Online Community Plattform come_NET

Bei der Entwicklung dieser Plattform wurden die Nutzer beteiligt. Die Kinder brachten selbst Verbesserungsvorschläge und Ideen für weitere Funktionen im Softwareentwicklungsprozess mit ein. So entstand u.a. die kindgerechte Suchfunktion, die clubübergreifende Recherchen nach interessanten Projekten oder Bildern ermöglicht.
Der Usability-Experte Jakob Nielsen zeigte in seinen Studien, dass ein Produkt für Kinder gebrauchstauglich ist, wenn es z.B. Animationen und Soundeffekte beinhaltet und sich leicht über Symbole navigieren lässt. Das Sprachniveau der Kinder muss beachtet werden und da Kinder eher ungeduldig sind, müssen sich die Seiten schnell aufbauen.
Da im Entwicklungsprozess besonders die Bedürfnisse der Kinder im Vordergrund standen, lässt sich die Community Plattform nun dementsprechend auch intuitiv bedienen. Große Beachtung fanden hier die motorischen Fähigkeiten, die Lesekompetenz und die Medienkompetenz der Kinder.
Von der Mitgestaltung der Kinder an neuen Informations- und Kommunikationstechnologien für die Computerclubs profitieren zwei Seiten. Die Entwickler lernen die Bedürfnisse der spezifischen Zielgruppe kennen, so dass sie speziell auf sie zugeschnittene Technologien konzipieren können. Die Kinder profitieren durch die Förderung ihrer Kreativität und Steigerung ihres Verständnisses für neue Technologien.

Quelle: come_IN-Uni Siegen

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