Das Wichtigste „links liegen“ lassen

10. Januar 2018

Bei der Arbeit am Computer konzentrieren sich viele Nutzer auf die linke HĂ€lfte des Bildschirms. Dies gilt bei der Webseitenbetrachtung zu berĂŒcksichtigen, damit ein Besucher schnell das findet was er sucht.

Eine Studie zur Betrachtung von Webseiten

Mithilfe von Eye Tracking lĂ€sst sich untersuchen, auf welcher SeitenhĂ€lfte eines Bildschirms sich ein Nutzer beim Betrachten einer Internetseite vorwiegend aufhĂ€lt. In einer aktuellen Studie wurde dies mit einem Monitor mit einer Auflösung von 1920×1080 durchgefĂŒhrt. Bei dieser Studie sollten sich die Probanden (umfangreiche) Webseiten anschauen und eine Websuche vornehmen, wĂ€hrenddessen ihre Blickwege aufgezeichnet wurden. 120 Personen haben an der Studie teilgenommen, zu denen 130.000 Blickpunkte festgehalten werden konnten.

Bereits bei der ersten Aufgabe, bei der sich die Teilnehmer auf Seiten zu Nachrichten, Unternehmen oder politischen Inhalten bewegen und informieren sollten, zeigt sich (siehe Abbildung 1), dass 80% der Blicke in die linke HÀlfte des Bildschirms fallen. Die restlichen 20% der Blicke auf die rechte HÀlfte des Bildschirms können der Suche nach der vertikalen Scrollleiste zugeordnet werden, wobei diese nur selten benutzt wird.

Durch die VergrĂ¶ĂŸerung des Bildschirms von knapp 900 Pixeln (im Vergleich zu einer vorherigen Studie) verschob sich der Bereich mit den meisten Blickpunkten von dem Bereich um den 400ten auf um den 600ten Pixelwert. Diese Verschiebung ist im Vergleich sehr gering, da in der neuen Studie auch der 400te Pixelwert noch eine hohe Anzahl an Blickpunkten hat (siehe Abbildung 1). Beide Studien belegen also eine linksseitig fokussierte Seitenbetrachtung.

Den linken Ă€ußeren Bereich (0-192 Pixel) haben im Vergleich nur sehr wenige Personen angeschaut. Das kann an der MenĂŒleiste liegen, die erwartungskonform dort platziert, aber nur bei Bedarf aufgesucht wird. Zum anderen kann durch das Responsive Design ein leerer Raum auf der linken Seite entstehen, wenn der Inhalt mittig zentriert ist.

Abb1
Abbildung 1: Anzahl der Blickpunkte in Pixelbereichen auf einer Webseite (in %)

Betrachtung von Ergebnissen einer Websuche

Auch bei der Websuche zeigt sich eine klare Linksorientierung. 94% der Blicke fieln in den linken Bildschirmbereich, wobei sich 60% sogar im ersten FĂŒnftel aufhielten. Dies liegt unter anderem an der Listung der Ergebnisse, die sich nah am linken Rand befindet (siehe Abbildung 2). Es zeigte sich auch, dass sich Nutzer vorwiegend auf die Überschriften der Ergebnisse konzentrieren, da bereits im zweiten Quantil die Anzahl der Blicke stark abfĂ€llt (siehe Abbildung 3). Selbst die Info-Box rechts der Ergebnisliste (mit biografischen Inhalten, Anschriften oder anderen Informationen zu einem Ergebnis) und somit mittig auf dem Bildschirm zeigt keine auffĂ€llige HĂ€ufung von Blickkontakten.

Abb2
Abbildung 2: Aufbau einer Google-Suche

Abb3
Abbildung 3: Anzahl der Blickpunkte in Pixelbereichen bei einer Websuche (in%)

BewÀhrtes User Interface setzt sich durch

Nutzungsgewohnheiten und Layout beeinflussen sich gegenseitig und haben sich im Laufe der Jahre aufeinander eingestimmt. Denn trotz vieler VerÀnderungen im World Wide Web, gibt es bestimmte Konventionen beim User Interface, die sich bewÀhrt und durchgesetzt haben:

  • MenĂŒ- oder Navigationsleisten werden fĂŒr gewöhnlich am linken oder oberen Bildschirmrand gesucht.
  • Nur die zum Zeitpunkt relevanten Inhalte sind zu zeigen.
  • Wichtige Informationen sind mittig zu platzieren, dabei eher links als rechts.
  • Weniger wichtige „Rand“-Informationen gehören an den rechten Rand.
  • Sollte doch einmal etwas wichtiges rechts platziert werden mĂŒssen, ist eine visuelle Hervorhebung sinnvoll.

Zu berĂŒcksichtigen sind dabei kulturelle Unterschiede: So ist in arabischen LĂ€ndern – in denen von rechts nach links gelesen wird – die Betrachtung von Webseiten fĂŒr Nutzer westlicher LĂ€nder zunachst gewöhnungsbedĂŒrftig. Muss ein Nutzer sich allerdings erst zurechtfinden, wird er sich vermutlich ĂŒber andere Seiten informieren, die ihn erwartungskonform (im Sinne der DIN EN SIO 9241-110) begrĂŒĂŸen.

Quelle: „Horizontal Attention Leans Left“, https://www.nngroup.com/articles/horizontal-attention-leans-left/

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