Expertenevaluation – Usability-Evaluation aus Expertensicht

8. September 2008

Bei Expertenevaluationen untersuchen Usability-Experten anstelle von potentiellen Benutzern Produkte auf ihre Gebrauchstauglichkeit anhand von Usability-Kriterien.

Ziel

Expertenevaluationen sollen im Rahmen von Usability-Untersuchungen potentielle Usability-Mängel eines Produktes aufdecken. Dabei ist zu beachten, dass Expertenevaluationen nur bedingt tatsächliche Usability-Mängel aufdecken können. Usability-Experten sind zwar Experten im Usability-Bereich, sie sind jedoch keine Experten für die mit dem Produkt zu erledigende Aufgabe, wie das bei „echten“, potentiellen Benutzern der Fall wäre.

Einsatzmöglichkeiten

Expertenevaluationen werden hauptsächlich bei ersten Prototypen eines Produkts durchgeführt, wenn der Benutzer noch keine Interaktionen mit dem System ausführen kann oder bei einem fertigen Produkt, wenn bisher keinerlei Usability-Maßnahmen durchgeführt wurden.

In diesen Fällen ist es günstiger, wenn Experten einen ersten Usability-Check durchführen um offensichtliche, grobe Usability-Mängel zu identifizieren und Testpersonen nicht unnötig zu frustrieren. Zudem sind potentielle Benutzer in den meisten Fällen nicht in der Lage zu antizipieren, wie ein Produkt reagieren könnte, wenn bereits Interaktionsmöglichkeiten implementiert wären.

Vorgehen

Eine Expertenevaluation sollte immer durch mindestens zwei Experten erfolgen, um eine möglichst objektive Aussage zu der Usability des Produkts zu erhalten.

Es kann unterschieden werden zwischen Expertenevaluationen bei denen mehrere Experten das Produkt gemeinsam begutachten, und solchen, bei denen mehrere Experten das Produkt einzeln evaluieren.

Weiterhin gibt es Unterschiede hinsichtlich der Einschränkung des Umfangs der Evaluation. Dieser variiert von einer Untersuchung aller Funktionen des Produkts bis hin zur gezielten Begutachtung einzelner Hauptfunktionen. Ferner erfolgt in manchen Fällen eine freie Exploration der Seite, in anderen Fällen gehen die Experten anhand von vordefinierten Aufgaben vor, die denen der potentiellen Benutzer entsprechen. Hierbei spricht man auch von einem „Walkthrough“.

Als Grundlage für die Beurteilung des Produkts dienen Usability-Normen (z. B. DIN EN ISO 9241) aber auch andere Usability-Richtlinien, -Checklisten, -Guidelines und „State-of-the-Art“-Empfehlungen.

Ergebnis einer Expertenevaluation

Ergebnis einer Expertenevaluation ist eine Auflistung von Verstößen gegen die zugrunde gelegten Usability-Kriterien. Hierbei ist – wie oben bereits erwähnt – zu beachten, dass Usability-Experten keine „Aufgabenexperten“ sind. Usability-Experten können zwar Kontext- und Aufgaben-unabhängige Usability-Verstöße identifizieren, jedoch keine endgĂĽltigen Aussagen ĂĽber kritische Nutzungssituationen machen, die ein „echter“ Benutzer hätte. Sie sind nicht in der Lage, einen Benutzer mit seinen Erfahrungen, seinem Allgemein- und Domänenwissen sowie speziellen Eigenschaften zu simulieren.

Anhand der identifizierten Verstöße gegen die zugrunde gelegten Kriterien werden Optimierungsmaßnahmen für das Produkt erarbeitet. Wichtig ist hier, dass nach Umsetzung der Optimierungsmaßnahmen das Produkt zur Sicherstellung der Usability immer auch noch mit potentiellen Benutzern im Rahmen von Benutzungstests getestet werden sollte.

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