Telecare-Systeme für Senioren

5. Mai 2006

Telecare ist ein telefonbasiertes Serviceangebot für zu Hause lebende ältere Menschen. Bei Bedarf erhalten die Nutzer medizinische Hilfe oder Informationen. Obwohl Telecare-Systeme insgesamt als sehr erfolgreich gelten, besteht das Problem einer enormen Fehlalarmrate. Sind kognitive Veränderungen bei älteren Menschen dafür verantwortlich? Die vorliegende Studie untersucht die Hypothese, dass durch eine angemessene Gestaltung der Geräte bestehende Probleme behoben werden könnten.

Durch demographische und soziologische Veränderungen besteht insbesondere in den westlichen Gesellschaften die Notwendigkeit der Entwicklung von neuen Betreuungssystemen zur Unterstützung von älteren Menschen. Das Forschungsfeld der Gerontotechnologie entwickelt technische Lösungen für die Kompensation von altersbedingten Fähigkeitseinbußen. Insbesondere geht es dabei auch um die speziellen Implikationen des Alterns für das Design von Benutzeroberflächen.

Telecare-Gerät

Was ist Telecare?

Der Begriff Telecare bezeichnet ein telefonbasiertes Angebot für zu Hause lebende ältere Menschen. Rund um die Uhr können die Nutzer über einen kleinen Apparat per Knopfdruck Kontakt mit dem Telecare-Center aufnehmen. Die Personen erhalten bei Bedarf medizinische Hilfe, Informationen und werden an Termine oder die Tabletteneinnahme erinnert.

Problematische Fehlalarmrate

Obwohl die Telecare-Systeme insgesamt als sehr erfolgreich gelten, besteht das Problem einer enormen Fehlalarmrate. Beispielsweise betrug die Fehlalarmrate eines spanischen Telecare-Service im Jahr 2003 über 50%. Statistiken zeigen, dass die Benutzer der Telecare-Geräte häufig einen falschen Knopf drücken oder unbeabsichtigt Alarm auslösen.

Veränderung kognitiver Funktionen im Alter

Zahlreiche Untersuchungen mit älteren Menschen haben ergeben, dass sich im höheren Alter Leistungseinbußen bei verschiedensten kognitiven Funktionen entwickeln. Diese Fähigkeitsverluste betreffen unter anderem visuelle Funktionen, motorische Fertigkeiten, die Aufmerksamkeit, das Gedächtnis und sprachliche Fähigkeiten.

Die Autoren dieser Studie sehen in diesen kognitiven Veränderungen eine mögliche Erklärung für die hohe Zahl falscher und unbeabsichtigter Alarme von Telecare-Systemen. In ihrer Untersuchung konzentrieren sie sich auf den Aspekt der defizitären Sprachverarbeitung bei älteren Personen.

Die Untersuchung

Herkömmliche Telecare-Geräte bieten ihren Nutzern bisher lediglich eine Beschriftung in Worten an. Die Hypothese der Forscher bestand nun darin, dass eine Fehlerreduktion erzielt werden kann, wenn für die Kennzeichnung der Funktionen statt Wörtern Icons verwendet werden.

Zunächst ermittelte eine Voruntersuchung geeignete Icons für vier wichtige Funktionen des untersuchten Telecare-Systems. In der Hauptuntersuchung wurden die ausgewählten Icons dann mit einer verbalen Kennzeichnung verglichen. Dabei zeigte sich eine signifikant niedrigere Fehlerrate für die Icons verglichen mit der herkömmlichen Kennzeichnung mittels Wörtern. Diese Ergebnisse entsprechen der Hypothese, dass Icons für die Kennzeichnung von Funktionen besser geeignet sind als Wörter.

Gleichzeitig verglich die Studie auch die Fehlerraten von Nutzern und Nicht-Nutzern des Telecare-Systems. Während die Nutzer bei einer verbalen Kennzeichnung signifikant höhere Fehlerraten auswiesen als die Nicht-Nutzer, waren die Leistungen beider Gruppen bei der Verwendung von Icons nahezu gleich. Die Nutzer von Telecare-Systemen profitieren also überdurchschnittlich von einer graphischen Kennzeichnung statt einer verbalen Kennzeichnung.

Weitere Optimierungspotentiale von Telecare

Die Autoren der Studie sehen in ihrer Untersuchung zur Verwendung von Icons bereits erste Anhaltspunkte für Optimierungsmöglichkeiten von Telecare-Systemen. Sie betonen aber insbesondere die Wichtigkeit weiterer Untersuchung verschiedener kognitiver Funktionen von Telecare-Nutzern. Nur so sei es möglich, weitere wichtige Variablen für eine Verbesserung der Usability von Telecare-Systemen zu ermitteln.

Originaltitel: Enhancing The Usability Of Telecare Devices
Autor(en): Ojel-Jaramillo, J. M.; Canas, J. J.
Journal: Human Technology
Ausgabe: 2(1)

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