Erschöpfung durch technische Geräte?

21. Juni 2006

Heute wird die tägliche Arbeit vieler Menschen wesentlich durch den Umgang mit Computern und anderen technischen Geräten mitbestimmt. Die vorgestellte Untersuchung befasst sich mit dem Einfluss von Faktoren der Human-Computer Interaction (HCI) auf die Entstehung von Erschöpfung durch beruflichen Stress. Es zeigt sich, dass insbesondere die wahrgenommene Kontrolle über die Technik einen großen Einfluss auf die Erschöpfung auf Grund von Arbeitsstress ausübt.

Beruflicher Stress und Erschöpfung

Verschiedene Personen reagieren ganz unterschiedlich auf beruflichen Stress. Wie eine Person mit beruflichem Stress umgehen kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen etwa die Persönlichkeit und die Fähigkeiten eines Menschen. Insbesondere bei Personen aus dem Berufsfeld der Softwareentwicklung – aber auch in vielen anderen Berufen – spielt der Umgang mit Computern eine wesentliche Rolle. Insbesondere die Interaktion zwischen Mensch und Maschine, die Human-Computer Interaction (HCI) ist in dieser Hinsicht von Interesse.

Untersuchungsgegenstand der hier vorgestellten Studie ist die Frage nach dem Zusammenhang zwischen beruflichem Stress und auftretender Erschöpfung. Was haben Faktoren der HCI mit der Beziehung zwischen Stress und Erschöpfung zu tun? Die Autoren wollen mit ihrer Untersuchung die Bedeutung von verschiedenen HCI-Faktoren aufklären.

Was sind HCI-Faktoren?

Ausgangspunkt der Untersuchung ist die Idee, dass die unterschiedliche Wahrnehmung von Stress verschiedener Personen durch Unterschiede im Vertrauen auf die eigenen technischen Fähigkeiten verursacht sein könnte. Die wahrgenommenen Attribute der eigenen Person werden als die HCI-Faktoren einer Person bezeichnet. Es wurden die folgenden Variablen untersucht:

  • Computer self-efficacy (CSE) beschreibt die individuelle Wahrnehmung der eigenen Fähigkeiten im Umgang mit Computern und bei der Bewältigung von Aufgaben.
  • Intrinsische Motivation wird definiert als der Wunsch, an einer Aufgabe um ihrer selbst willen zu arbeiten. Die Aufgabe selbst wird als angenehm, befriedigend und fesselnd erlebt.
  • Technology-Training Efficacy bezeichnet Wirksamkeitsüberzeugungen, die auf Grund von Trainingsmaßnahmen bei einer Person entstehen.
  • Wahrgenommene Kontrolle über die Technik wird definiert als die Wahrnehmung des Individuums bezüglich seiner verfügbaren Ressourcen und Fähigkeiten, um die Technik zu benutzen.

Ergebnisse

Die Untersuchung der Zusammenhänge zwischen Stress und Erschöpfung ergab, dass ein negativer Zusammenhang zwischen „Computer self-efficacy“ und Stress besteht. Außerdem ergaben sich zahlreiche positive Zusammenhänge der verschiedenen HCI-Faktoren untereinander. Insgesamt konnte die Untersuchung zeigen, dass die HCI-Faktoren Haupteffekte auf die Beziehung zwischen beruflichem Stress und Erschöpfung durch Arbeit ausüben.

Die Variable „Wahrgenommene Kontrolle über die Technik“ stellt dabei eine Schlüsselvariable unter den HCI-Faktoren dar. Sie spielt eine entscheidende Rolle für die Fähigkeit einer Person, mit Stress umzugehen. Wenn bei stressbelasteten Personen die wahrgenommene Kontrolle über die Technik erhöht werden kann, dann lässt sich dadurch die entstehende Erschöpfung reduzieren.

Die Autoren der Studie sehen in ihren Ergebnissen eine Aufforderung für Softwareunternehmen, ihren Mitarbeitern mehr Informationen und Ressourcen für das Erlernen des Technikumgangs zur Verfügung zu stellen. Außerdem solle die Zusammenarbeit und das Teilen von Wissen verstärkt werden. Auf diese Weise könne die Wahrnehmung von Kontrolle über die Technologien beim einzelnen Mitarbeiter erhöht werden.

Originaltitel: Role of Human-Computer Interaction Factors as Moderators of Occupational Stress and Work Exhaustion
Autor(en): Rajeswari, K. S.; Anantharaman, R. N.
Journal: International Journal of Human-Computer Interaction
Ausgabe: 19(1)
Seiten: 137 – 154

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