„Grundsätze der Informationsdarstellung“ in der neuen DIN EN ISO 9241-112

Die Informationsdarstellung auf „User Interfaces“ ist auch heute noch nicht immer selbstbeschreibend. Wer offenen Auges die Welt um sich herum betrachtet, entdeckt unzählige Belege dafür: Zum Beispiel die Thermoskanne, der nicht unmttelbar anzushen ist ob sie gefüllt ist, geschweige denn mit welchem Inhalt und ob dieser heiß oder kalt ist. Bis hin zu „Standardsoftware“-Produkten, die sich über ihren aktuellen Systemzustand und die möglichen Handlungsoptionen ausschweigen und somit zur Exploration zwingen, anstatt deutlich und unmissverständlich zum Nutzer zu sprechen. Die DIN EN ISO 9241-112 soll bei der Umsetzung sinnvoller Informationsdarstellung unterstützen.

Die vor kurzem veröffentlichte ISO-Norm DIN EN ISO 9241-112 ersetzt die inzwischen nicht mehr ganz zeitgemäße ISO 9241-12. Sie enthält sechs „Grundsätze der Informationsdarstellung“ und zahlreiche Empfehlungen zu deren Anwendung. Zielgruppe des Dokuments sind insbesondere diejenigen, die „User Interfaces“ visuell gestalten.

Die „Grundsätze der Informationsgestaltung“ im Einzelnen

1. Entdeckbarkeit

Dargestellte Informationen sind erkennbar, wenn die Informationen so dargestellt sind, dass man sie als vorhanden wahrnimmt.

2. Ablenkungsfreiheit

Dargestellte Informationen sind ablenkungsfrei, wenn die Informationen so dargestellt werden, dass erforderliche Informationen wahrgenommen werden, ohne dass weitere dargestellte Informationen ihre Wahrnehmbarkeit stören.

3. Unterscheidbarkeit

Dargestellte Informationen sind unterscheidbar, wenn
die Informationen so dargestellt sind, dass eigenständige Elemente oder Gruppen von Elementen genau voneinander unterschieden werden können, und
die Informationselemente so dargestellt werden, dass ihre Zuordnung zu oder Unterscheidung von anderen Elementen oder Gruppen von Elementen unterstützt wird.

4. Eindeutige Interpretierbarkeit

Dargestellte Informationen sind eindeutig interpretierbar, wenn sie so verstanden werden, wie es vorgesehen ist.

5. Kompaktheit

Die Informationsdarstellung ist kompakt, wenn nur die notwendigen Informationen dargestellt werden.

6. Konsistenz (interne und externe)

Dargestellte Informationen sind konsistent, wenn in allen interaktiven Systemen und der gesamten Benutzerumgebung Informationselemente mit ähnlicher Absicht ähnlich dargestellt werden und Informationselemente mit unterschiedlichen Absichten in unterschiedlichem Stil und unterschiedlicher Form dargestellt werden.

Die „Grundsätze der Informationsgestaltung“ im Wechselspiel mit anderen Normen

Die „Grundsätze für die Informationsdarstellung“ stehen in Verbindung mit den „Grundsätzen der Dialoggestaltung“ (sog. sieben „Dialogprinzipien“: Aufgabenangemessenheit, Selbstbeschreibungsfähigkeit, Erwartungskonformität, Steuerbarkeit, Fehlertoleranz, Individualisierbarkeit und Lernförderlichkeit) gemäß DIN EN ISO 9241-110 und bewirken durch ihre Berücksichtigung im Gestaltungsprozess, dass dargestellte Information selbstbeschreibend und erwartungskonform wird.

Dabei sind die „Grundsätze der Informationsdarstellung“ nicht allein auf die visuelle Informationsdarstellung beschränkt, sondern geltem für alle sogenannten „Interaktionsmodalitäten“: visuell (Sehsinn), akustisch (Hörsinn), taktil/haptisch (Tastsinn), olfaktorisch (Geruchssinn), gustatorisch (Geschmackssinn). Das bedeutet z.B., dass auch Informationen, die beim Anruf im Callcenter über das Telefon kommuniziert werden, eindeutig unterscheidbar sein müssen („Wenn Sie … wollen, drücken Sie die 5“).

Die Norm DIN EN ISO 9241-112 kann als PDF-Dokument beim Beuth-Verlag erworben werden unter: https://www.beuth.de/de/norm/din-en-iso-9241-112/263039503.