Selbstbeschreibungsfähigkeit

18. März 2005

Klick mich! – Vom Prinzip der Selbstbeschreibungsfähigkeit
Bitte füllen Sie – wenigstens im Geiste – folgendes Formular aus:

Formular

… und, wie haben Sie Ihr Geburtsdatum geschrieben? Vielleicht so: 08.12.1964? Oder so: 8. Dezember `64? Oder eher so: 1964/12/08? Für jede dieser Schreibweisen hätten Sie folgende Fehlermeldung bekommen „Ungültiges Datumsformat. Bitte schreiben sie das Datum in dieser Form „TT/MM/JJJJ““

Diese Fehlermeldung hätte leicht vermieden werden können und Ihr Ärger über das Nachbessern des Geburtsdatums auch, wenn die Eingabe des korrekten Datumsformats selbstbeschreibungsfähig gewesen wäre.

Selbstbeschreibungsfähig bedeutet in diesem Zusammenhang nach ISO 9241-10:“Wenn eine Eingabe verlangt wird, sollte das Dialogsystem dem Benutzer Informationen über die zu erwartete Eingabe geben.“ Hier hätte der winzige Kniff „Geburtsdatum (TT/MM/JJJJJ):“wahre Wunder bewirkt.

Kommen wir zu einem weiterem Beispiel. Ich möchte mit Ihnen einen kurzen Benutzungstest machen. Bitte schauen Sie sich links den Ausschnitt des Internetauftritts eines großen Deutschen Logistikunternehmens an und verraten Sie mir, welche Textelemente / Überschriften verlinkt sind, dass heisst, welche Sie anklicken können, und welche nicht.

Ich würde zum Beispiel vermuten, dass ich die weißen Ãœberschriften auf dem schwarzen Querbalken anklicken kann; diese Vermutung legt mir meine Surferfahrung im Internet nahe. Mit anderen Worten: Das hab ich so gelernt und denke es hier anwenden zu können. Den Text im hellgelben Bereich würde ich dagegen nicht für verlinkt halten, denn er sieht aus wie ein ganz normaler Text. Ihm fehlt jeglicher „Aufforderungscharakter“ im Sinne von „Klick mich“. Bei den fett gedruckten Textteilen wäre ich mir nicht sicher, würde aber vermuten, dass sie klickbar sind, weil sie anders aussehen als der normale Text. Und „mehr“ würde ich natürlich auch für klickbar halten, müsste mir aber noch die Mühe machen die Kontextinformation zu verarbeiten, denn die Frage bei solchen Links ist immer „wovon mehr“.

Des Weiteren würde ich vermuten, dass Sie genauso überrascht über die Auflösung des „Linkrätsels“ sind wie ich, denn im Prinzip war die Hälfte meiner Mutmaßungen über klickbare Textelemente und Ãœberschriften schlichtweg falsch. Der einfache Text auf gelbem Hintergrund ist sehr wohl ein Link im Gegensatz zu den weißen Ãœberschriften auf dem schwarzen Querbalken. Richtig ist, dass „mehr“ ein Link ist und auch der fett gedruckte Text führt den Benutzer weiter. Aber, wie konnte ich mich so irren? Wieso habe ich den Text nicht als Link erkannt? Die Antwort ist: Weil reiner Text nun mal kein selbstbeschreibungsfähiger Link ist! Und was nicht aussieht wie ein Link, hat keine Aufforderungsbotschaft zum klicken, so einfach ist das. Dabei sollte im Sinne der Selbstbeschreibungsfähigkeit unmittelbar ersichtlich sein, welche Möglichkeiten ich habe, den Dialog mit einem System fortzusetzen. Es sollte also ohne auszuprobieren erkennbar sein, was ich tun muss, um auf einer Internetseite oder in einem Programm zu navigieren. Hierzu müssen die einzelnen Navigationselemente, aber auch Rückmeldungen des Systems unmittelbar erkennbar und verständlich sein. Dies fordert das Prinzip der Selbstbeschreibungsfähigkeit.

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